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Hier finden Sie Beiträge verschiedener Autoren u. a. – vor allem zu den Themen

Kreativität,

Kreativitätstechniken,

Problemlösender Kreativität .

Zur Zeit vorliegende Beiträge

Neu Dezember 2023: ein wichtiger Beitrag, der 5. und 6. neu auffasst:

0. Möglichkeiten und Grenzen der KT (Kreativitätstechniken)

  1. Unser Statement zu: Kreativität, außergewöhnlicher Kreativität und problemlösender Kreativität
  2. Problemlösen mit System
  3. Das „Finden potenzialreichster Richtungen für Zukunftsfähigkeit“ ist das Kerngebiet von WOIS.
  4. Rezension zu Kahneman: „Schnelles Denken, langsames Denken
  5. Meine damaligen Ideen zur Veränderung; 5.1 Zur Situation der Kreativitätsförderung  in Deutschland 5.2 Zur Kreativitätsförderung von Jugendlichen im deutschen Bildungswesen
  6. Eine Gedankenskizze zu “ Geht kreative Kooperation der Kreativitätsexperten“?

Zu 0. Möglichkeiten und Grenzen von Kreativitätstechniken

Zweifellos erhöhen Kreativitätstechniken die Effektivität menschlicher Denkarbeit. Deshalb sollten sie in allen diesbezüglichen Fachgebieten grundsätzlich genutzt werden. Aber auch im Alltag, denn auch bei der Alltagkreativität können Kreativitätstechniken (KT) nützlich sein. Aber letzteres ist nicht das typische Anwendungsgebiet von KT; es ist Forschung und Entwicklung und ähnliche Tätigkeiten, die in der Regel zur Bewältigung Kreativität, genauer „problemlösende Kreativität“* und nicht selten sogar „außergewöhnliche Kreativität“ * benötigen. Für diese Kreativitätsnutzungen sollen nachfolgende Aussagen gelten.

Durch Anwendung von KT, von denen es sehr viele Arten mit sehr differenzierten Ausbau- und Effektivitätsstufen (meist Programme oder Programmsysteme, aber auch andere Anregungsempfehlungen) gibt, können die hinreichend ausgereiften die Leistungsfähigkeit der Anwender (Einzelperson oder Gruppe) in der Regel um 20 … 50 % erhöhen, mit Moderator meist um 40 …  60 %. Das gilt beim Vergleich von fach- bzw. ausbildungsgerechter Bearbeitungsqualität mit und ohne diese KT. Der Unterschied kann an der Zeitverkürzung der Bearbeitung entscheiden-der Etappen, an der Ergiebigkeit der Ideenhäufigkeit und Ideenverwertbarkeit sowie am komplexen Bearbeitungsfortschritt eingeschätzt werden. Natürlich unter der Bedingung, dass jeder kreative Bearbeitungsprozess ein Unikat ist und damit nicht exakt vergleichbar, aber doch auch einschätzbar ist. Aus der langen Praxis der aktiven Anwendung von KT vieler Anwender – über 50 Jahre – kann das aus dem Erlebten geschlussfolgert werden, aber auch aus der prinzipiellen Wirksamkeit von KT. Eine solche Steigerung der Leistungsfähigkeit bei optimaler Anwendung bestätigen in der Regel die Teilnehmer an moderierten Prozessen, aber auch Einzelanwender.

KT können dem Einzelnen und erst recht einer Gruppe helfen, Grenzen bei der Ideenproduktion (durch zu geringe mentale Vorräte, Erfahrungen, Anregungen usw.) zu erweitern, neue Aspekt dafür einzubringen (vgl. z.B.  Mindmapping), Irrwege zu reduzieren u.a.m. und wenn sie über einen gute Analysestrecke verfügen, auch die Auswahl und Bewertung der Ideenvorschläge qualifizieren, verbessern, beschleunigen sowie die Wechselwirkung zwischen beiden optimieren und auf neue Basen (zielgerichteter) stellen. Das hilft den im Kopf ablaufenden Prozessen eine bessere Qualität bzw. Beschleunigung und/oder Gründlichkeit, Vollständigkeit u.a.m. zuzuordnen, was letztlich leistungssteigernd wirkt.  

Hier kommt es nicht auf die genauen Prozente an, aber auf das Erreichbare und das nicht Erreichbare. Mehr als eine Leistungssteigerung als auf das ca. 1 ½-fache ist nicht vorstellbar und wurde auch in 50 Jahren Anwendung in der Praxis nicht vorgefunden (auch nicht aus der Geschichte bekannt). Es soll nur klar werden, KT haben durchaus eine leistungssteigernde Wirkung, aber sie sind kein Garant für einen Durchbruch zu z. B. außergewöhnlichen kreativen Leistungen, wenn solches auch nicht ausgeschlossen werden kann. KT können nicht systematisch zu so einem Durchbuch führen, aber im günstigsten Fall eventuell ihn vorbereiten, wahrscheinlicher machen. Es ist generell nicht mehr als eine quantitative Leistungssteigerung mit KT erwartbar. Selbstverständlich kann ein Zufallstreffer besonderer Qualität nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, aber das ist auch dann keineswegs typisch für KT. Für das Erzielen solcher außergewöhn-lichen Ergebnisse sind KT nicht ausgelegt und das können sie von ihrem Potential auch nicht erbringen. Sie bringen aber eine klare Leistungssteigerung und das ist doch schon wertvoll genug, um sie stärker zu nutzen.

Das muss im Fall der „Widerspruchslösungen“ (also eine Sache soll ‚heiss und zu gleich kalt‘ sein, aber nicht lauwarm) genauer betrachtet werden. KT mit Widerspruchslösungen sind die anspruchsvollste Form der Unterstützung gedanklicher Arbeitsprozesse und können zu außergewöhnlicher Kreativität bei ihrer Lösung führen, auf technischem Gebiet zu Erfindungen und Patenten. Hinweise zu KT-Lösungswegen bei Widersprüchen siehe u.a. Stanke: Handlungsorientierte Kreativitätstechniken Trafo Verlag Berlin 2011 S. 165. Damit sind sie beim „kreativen Leisten“ nahe dran, aber bleiben auch in diesen Fällen auf dem Niveau des helfenden Unterstützens, das weit zuspitzt, aber auch nur Anregung vermittelt und keineswegs sicher das Ergebnis bringen kann. Die kreative Lösung ist damit keineswegs gegeben, der Widerspruch muss vom Kopf noch gelöst werden. Widersprüche sind nur ein starkes Signal, dass eine Sache fündig werden kann, wie ein Verweis auf eine Erzader.

Das bedeutet: KT sind wichtig, aber das entscheidende Momentum ist bisher nicht dabei, den ‚Kreativen Kick‘ und außergewöhnliche Ergebnisse zu generieren. Das erscheint generell nicht möglich zu sein. Der entscheidende Trost: KT sind das Beste für gedankliche Prozesse, was wir haben, nutzen wir sie. Das ist doch schon viel bzw. kann doch schon viel und ausreichend sein!

Das festzustellen hat einige Konsequenzen. Unter anderem lohnt es nicht, weiter über eine Vereinheitlichung der Vorgehensweise bei KT viel Arbeit zu leisten, sie haben alle ihre Anwendungsmöglichkeit und verändern sich auch nicht zu einer neuen Qualität wenn sie optimal aufbereitet sind – mit Ausnahme derer, die auf eine Präzisierung der Aufgabenstellung verzichten, diese nutzen ca.  die Hälfte des Potentials von KT nicht. Weiter kann geschlussfolgert werden, eine ständige quantitative Erweiterung („n“-Vorschriften, Regeln, …) der KT bringt keinen Effekt der über „n+1“ hinausgeht und meistens ist n schon zu groß für eine rationelle praktische Nutzung. Weiter gilt offensichtlich damit – genau wie zu der Vielfalt an genutzten KT – auch: je komplexer (umfangreicher) eine KT ist, umso mehr schwächt sich der Leistungszuwachs mit dem Grad ihrer Nutzung der Komplexität ab.

Die vorhandene Vielzahl und auch Qualität an KT reichen für oben genannten möglichen Effektivitätszuwachs scheinbar aus. Es scheinen also keinen neuen, erweiterten oder andersgearteten KT nötig zu sein.

Aber die Suche nach KT für den „kreativen Kick“, dem „Stein der Weisen“ ist etwas anders, diese wird wohl Hobby bleiben. Zwar gab es dafür in den letzten 2000 Jahren keine erkennbare Chance und selbst beim heutigen Wissensstand mit KI nicht, weil dafür eine grundsätzliche Klärung durch die Forschung fehlt. Auch das kann im weiterem erläutert werden, wozu ebenso wie zu den Aussagen zu den ‚Grenzen und Möglichkeiten‘ das Modell des “Denkvorgangs nach Kahneman“ dienen soll.

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Zu diesen Aussagen lohnt es sich, den bisher bekannten Vorgang einer kreativen Lösung zu betrachten, wenn das eingängige „Modell von Kahneman“* zutreffend ist. Zu diesem Vorgang lässt sich davor noch darstellen:

Bisher kann und soll durch die verschiedensten KT (Vorgehensweisen, Programme,  Empfehlungen (gar Regeln) und Methoden) der Wirkungsgrad der geistig, schöpferischen Arbeit – denken, entwerfen, suchen, modellieren, berechnen, probieren, testen, usw. – der kreativ Tätigen, z.B. der Erfinder bzw. des/der mit dem Erzielen eines kreativen Ergebnisses Befassten, in der Regel erhöht werden. Dabei sind die verschiedenen Vorgehensweisen und Methoden der KT mehr oder weniger geeignet, originelle kreative Ergebnisse nahe zum ‚kreativen Leisten‘ zu generieren, ohne diese in der anspruchsvollen (radikale Innovationen) Form dabei selbst zu erreichen, aber doch so vorzubereiten, dass der Erfolg wahrscheinlicher wird, und oft ein folgender „kreative Kick“ dann den erwünschten Erfolg schafft. Auch für die erfolgreichsten KT ist es nicht gelungen – von den Optimierungen als innovative Leistungen niedrigeren Niveaus abgesehen -, das eigentliche „kreative Leisten“ zu determinieren oder wenigstens nachvollziehbar dokumentieren zu können, obwohl seit über 2000 Jahren Anstrengungen in dieser Richtung verlaufen.

Offensichtlich sind u. a. die Originalität und Spezifik der Ergebnisse außergewöhnlicher Kreativität und der Denkprozesse des Menschens – um die geht es hier in der anspruchsvollsten Form und zwar auf dem Gebiet von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft, weniger um künstlerische Kreativität oder gar um Alltagskreativität (vgl. *) – auch die Gründe, dass diese zu einmaligen Ergebnissen hohen Niveaus führenden letztlichen Vorgänge konkret nicht beobachtbar und damit nicht nachvollziehbar beschreibbar sind. Das verhindert die nachvollziehbare Erfassung dieses Schrittes grundsätzlich und die Darstellung in KT.

Der ”kreative Schluss“ ist offensichtlich selbst dem jeweiligen Erfinder- oder Kreativitäts-Autor mit dem Wechselspiel zwischen der Suchfrage bis zum Generieren und Erkennen einer innovationsträchtigen Idee nicht genügend zugänglich, um ihn gut nachvollziehen, darstellen und so erfassen zu können.

Die Vorgänge zu dem Phänomen dieser entscheidenden Phase der kreativen Lösungsfindung werden im Folgenden mit einem bemerkenswerten Modell von Kahneman betrachtet. Kahneman erklärt da ein ”Funktionieren des Wechselspiels von System 1 und 2“ beim menschlichen Denken. Dazu sei etwas ausgeholt aus der Rezension zu Kahneman *.

System 1 (das schnelle Denken) hat die angeborene Fähigkeit … unsere Umwelt wahrzunehmen, auf Gefahren schnell zu reagieren, Verluste zu vermeiden, … unsere Aufmerksamkeit durch Aktivierung von System 2 (das langsame Denken) zu wecken – und auch durch langes Üben automatisierte Routinen auszubilden. Es kann Assoziationen zwischen Vorstellungen bilden, kann lesen und Nuancen sozialer Situationen verstehen. Das Wissen ist im Gedächtnis gespeichert und wird ohne Intension und ohne Anstrengung abgerufen.

Das System 1 arbeitet „automatisch“, ohne uns bewusst zu sein. Das unwillkürliche System 1 … erzeugt erstaunlich komplexe Muster von Vorstellungen, aber nur das langsamere System 2 kann in einer geordneten Folge von Schritten Gedanken konstruieren. … 

System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Anstrengung. … System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten, … darunter auch komplexe Berechnungen, Modelle, gedankliche Experimente …

Wenn wir an uns selbst denken, identifizieren wir uns mit System 2, dem bewussten, logisch denkenden Selbst, das Überzeugungen hat, Entscheidungen trifft und sein Denken und Handeln bewusst kontrolliert. [Kahneman, D.: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedlerverlag München 2012, S. 33]

System 2 kann die Kontrolle übernehmen, indem es ungezügelte Impulse und Assoziationen von System 1 verwirft oder hervorhebt [als bedeutsam erkennt!]. System 2 erfordert Aufmerksamkeit für seine Aktivität. Ist die gestört oder ist es überlastet, entstehen Fehler. [Es gibt ein Aufmerksamkeitsbudget!]”. Eine enge, zu „intensive Konzentration auf eine Aufgabe kann Menschen blind für Stimuli machen, die normalerweise die Aufmerksamkeit erregen.“ [ebenda, S. 36].

„System 1 und 2 sind immer aktiv; System 2 normalerweise im Modus geringer Anstrengung mit nur einer Teilkapazität. System 1 liefert Vorschläge für System 2, Muster, Eindrücke, Intensionen, Absichten und Gefühle. Unterstützt System 2 diese Eindrücke und Intensionen, werden sie zu Überzeugungen und willentlich gesteuerten Handlungen. System 2 kann logisch denken und so Vorschläge von System 1 überprüfen, was es aber nicht immer tut [”ist faul“, ebenda, S. 61], sondern der intuitiven Aussage von System 1 ”vertraut“.

Normal akzeptiert System 2 alle Vorschläge von System 1. Gerät System 1 in Schwierigkeiten, fordert es von System 2 eine genauere Verarbeitung an, die das Problem möglicherweise lösen könnte. System 2 wird auch mobilisiert, wenn es gegen das ‚Weltmodell‘ von System 1 verstößt [ebenda, S. 38], wenn es z.B. ”hüpfende Lampen“ sieht.

Überraschung aktiviert Aufmerksamkeit und damit System 2. Dieses ist auch für die ständige Überwachung des Verhaltens zuständig, also, dass man höflich bleibt, auch wenn man Wut hat. … der größte Teil dessen, was Sie (Ihr System 2) denken und tun, geht aus System 1 hervor, aber System 2 übernimmt, sobald es schwierig wird, und es hat normalerweise das letzte Wort.

„Die Arbeitsteilung zwischen System 1 und System 2 ist höchst effizient: Sie minimiert den Aufwand und optimiert die Leistung. Diese Reglung funktioniert meistens gut, weil System 1 im Allgemeinen höchst zuverlässig arbeitet: seine Modelle vertrauter Situationen sind richtig, seine kurzfristigen Vorhersagen sind in der Regel ebenfalls zutreffend, und seine anfänglichen Reaktionen auf Herausforderungen sind prompt und im Allgemeinen angemessen. Die Leistungsfähigkeit von System 1 wird jedoch durch kognitive Verzerrungen beeinträchtigt, systematische Fehler, für die es unter spezifischen Umständen in hohem Maße anfällig ist [ebenda, S. 38]. So unterliegt es Täuschungen, Illusionen, dem Einfluss von Priming, der Wiederholung u. a.

System 1 verfügt über die nicht willentlich herbeigeführte Assoziationsmaschine, die die zu einem Kontext bei uns im Gedächtnis vorhandenen Vorstellungen aufruft, von denen uns dabei nur ein Bruchteil bewußt wird, aber zu dem Kontext potentielle Antworten bereitstellen kann.

Damit kann geschlussfolgert werden, die für einen Kontext von der Assoziationsmaschine des System 1 zur Auswahl für System 2 bereitgestellten ”Muster“ sind unwillkürlich entstanden. Denn nur System 2 ist uns willentlich zugänglich. System 1 arbeitet automatisch, kann nicht abgeschaltet werden und ist unwahr-scheinlich schnell. Z.B.: Sie öffnen die Augen und das 2-D-Bild Ihres Augenhintergrundes wird vom System 1 sofort in ein 3-D-Bild des betrachteten Raumes umgewandelt, wo jedes Objekt seinen Platz mit allen Raumbeziehungen hat (vor-, über-, neben-, nacheinander, …), jedes zugleich als bekanntes oder unbekanntes Objekt konkret identifiziert und noch eine Einschätzung der Raumsituation (normal, verschmutzt) mit Handlungsempfehlung (”alles ok“) gegeben wird. Das ist ”das, was wir normalerweise nennen als bewusstes Sehen, das sich vor Augen halten, die Vorstellung und als intuitives Denken verstehen bzw. empfinden“ [nach ebenda, S. 31].

Und von dieser Assoziationsmaschine werden offensichtlich auch die „Anregungen“ geliefert, die – wenn sie vom System 2 aufgegriffen werden – zu den gesuchten Ideen (kreativer Kick) werden können. Dabei lässt die Vorgeschichte des „Füllens“ der unbewussten Assoziationsmaschine einen gewissen Einfluss vermuten, je umfangreicher und zutreffender diese Vorgeschichte (angehäufte Erkenntnisse, Erfahrungen, Experimente, …) sei, umso mehr und eventuell sogar zielnäher könnten geeignete „Anregungen“ von ihr geliefert werden. Diese Vermutung scheint der nennenswerte Einfluss zu sein, der bewusst und längerfristig geliefert werden kann, um die unwillkürliche Assoziationsmaschine im Sinne einer angestrebten Lösung zu ‚lenken’. Vielleicht kommt daher die Aussage, ‚er ging mit der Idee lange schwanger’. Da könnte eine optimale Folge von Programmschritten oder anderer Formen einer KT durchaus auch hilfreich sein.

Es kann aber auch eine weitere Einschätzung aus der nachfolgenden Situation geschlussfolgert werden: Während das System 1 rasend schnell viele Muster entwirft, auch unsinnige bis evtl. kreative, muss das System 2 erfolgsträchtige Muster erkennen, sich diese vorstellen können und die Beurteilung dazu übernehmen und mit seinen Mitteln auswählen und nachvollziehbar fixieren, was als kreative, innovationsträchtige Lösung durchgehen könnte –  also vorausschauend in seiner künftigen Bedeutung erkennend. 

Hierbei könnte ein Bezug zu KT schon Bedeutung haben, denn sowohl System 1 (KT leistet Anregungen beim Musterentwurf) als auch System 2 (Mittel zum Erkennen („Aha“) und zur Auswahl geeigneter Muster, z.B. durch Präzisierung der Anforderungen an eine Aufgabenstellung, – also Analyse der Aufgabenstellung – u. a. durch KT) könnten so unterstützt werden. Während System 2 letzteres durch klarere problemgerechte Kriterien, Erfahrungen und Wissen die geeignete Lösung besser erkennen und die Auswahl evtl. erleichtern kann, könnte durch das schon benannte Manövrieren* – also Springen zu alternativen oder ergänzenden Anregungen, zum ‚Idealen Endresultat’ oder zum ‚Unerwünschten Effekt’, zu den ‚Altshullerschen kleinen Männeln’, zur Widerspruchsformulierung und vielen anderen Anregungen von KT – die Assoziationsmaschine manipuliert oder einfach weiter angetrieben werden. Das wäre der Sinn des ‚Manövrierens’ bei der Programmabarbeitung und einer der Einflüsse der KT, der eine Leistungssteigerung konkret hervorbringt.

Für die Anwendung der Kreativitätstechniken spricht auch die Aussage [S. 50] ausgehend von dem allgemeingültigen Gesetz des geringsten Aufwandes für kognitive wie auch für physische Anstrengungen: „Je mehr Geschick man bei der Lösung einer Aufgabe entwickelt, umso weniger Energie muss man für sie aufwenden … dass sich das mit einer Handlung verbundene Aufmerksamkeitsmuster mit der Fertigkeit verändert. … Begabung hat ähnliche Wirkungen. Hochintelligente Menschen lösen die gleichen Probleme müheloser …“ [ebenda, S. 50]. Das spricht für die konsequente Nutzung von Kreativitätstechniken, die ein ”optimiertes Geschick“ für die Lösung der jeweiligen Aufgabe anbieten!

Soweit der Rückgriff auf Kahneman und den Zusammenhang mit KT.

Das potentielle und reale Zusammenwirken von System 1 und 2 ist offensichtlich für den Menschen sehr vorteilhaft, aber für die Aufklärung des kreativen Schlusses (des kreativen Kicks), das Erfassen des kreativen Kerns ein bedeutendes Hindernis, an dem sich auch die Digitalisierung die Zähne/Bits ausbeißen wird, wenn – wie oben erläutert – gilt: ”System 1 liefert Vorschläge für System 2, Eindrücke, Intensionen, Absichten und Gefühle. Unterstützt System 2 diese Eindrücke und Intensionen, werden sie zu Überzeugungen.“ Danach wäre die Quelle einer kreativen Idee grundsätzlich im schnellen System 1 angesiedelt, das uns willentlich nicht zugänglich ist, und sie braucht zum Erkennen das Zusammenspiel mit System 2.

Daraus ließe sich der Schluss ziehen, wir wissen nicht wie das System 1 (die Assoziationsmaschine) konkret arbeitet – also Vorschläge generiert, denn die Arbeit des System 1 ist nicht beobachtbar, also ist für den Computer – auch für die sogenannte KI (künstliche Intelligenz) ein anderes Vorgehen nötig als eine Simulation (die wir gar nicht im Original erfassen können) des in unserem Kopf ablaufenden kreativen Prozesses. Es kann weiter gelten: ein tatsächlich integriertes Zusammen-wirken von Mensch und Computer beim kreativen Kick erscheint unwahrscheinlich, weil das ‚unwillentliche’ Wirken von System 1 keinen Anschluss zum Computer bietet. Würde der Computer die Arbeit einer Assoziationsmaschine übernehmen, könnte – wenn aufgeklärt ist, wie das Erkennen und Bewerten einer ‚solchen Anregung’ als Basis der kreativen Idee funktioniert – er auch die Auswahl/Bewertung der Anregungen simulieren. Das erscheint insofern als möglich, weil das vom willentlich zugänglichen System 2 zu leisten wäre. Da könnte das Bewerten kein so großes Hindernis sein, wohl aber das Erkennen, das nicht nur logischen Schritten unterliegt (ist nicht einfach vorstellbar, wie das Erkennen funktioniert). Es sei an die Lullus-Maschine (s. unten) erinnert, selbst wenn diese einfache Assoziationsmaschine die Folge E= m x C²‘ schreibt, würde wohl zum Erkennen der tatsächlichen Bedeutung dieser Folge auf dieser Ebene mindestens wieder eine Assoziationsmaschine benötigt, sonst gibt es keine treffende Bewertung für die bloße Symbolfolge. Damit sind wir wieder auf dem Stand vom Anfang, dass das „Erkennen“ offensichtlich auch einen Implus von System 1 braucht, diesmal bezüglich der Bedeutung des vorgelegten Musters.  Ein langer Weg bevor die KI sich dem Erfinden, der Kreativität, nähern könnte!

Allerdings gilt es zu beachten: die Leistungsfähigkeit von System 1 beruht auf der Vorgeschichte (Erleben, Erfahrung, Ausbildung, Wissenserwerb, Assoziationsversuche, …) einer (!) betreffenden Person. Da könnte ein Computer wohl mehr verarbeiten, aber bei System 2 versagt er (noch?), denn er müsste „erkennen“ können, ob das vorgelegte Muster z.B. eine gesellschaftliche Relevanz (kreative Lösungsidee) haben könnte. Hier ist mir der dazu nötige Erkennprozess des Systems 2 nicht klar, aber wahrscheinlich ist das wieder ein kreativer Prozess mit Assoziationsmaschine und so, also siehe oben.

Wenn wir keine Chance sehen, den (unbewussten) Vorgang im System 1 zu beschreiben, zu erfassen und den Vorgang im System 2 bisher im entscheidenden Detail (”Das Verstehen, das Erkennen der ‚tatsächlichen kreativen‘ Anregung aus der Fülle des Angebotenen“) nicht konkret (für den Menschen) bestimmen können, sind die Hoffnungen, sie technisch nachvollziehen zu können, sehr gering. Dann bliebe z.B. doch, für „Kreativität aus dem Computer“ zu versuchen, einen grundsätzlich anderen Weg zu gehen als ihn der Mensch geht. Wäre das nachdenkenswert (wie es Lullus mit seiner Vorrichtung schon versuchte. Vgl. Stanke, K.: Handlungsorientierte Kreativitätstechniken. ebenda S. 13) oder nicht?

Trotz dieser Unbestimmtheiten spricht das für KT und gegen ein alleiniges Vorgehen nach dem Prinzip Versuch und Irrtum und ein spontanes, generell intuitives Vorgehen, weil das zwar auch die ‚Assoziationsmaschine anregen‘ kann, aber deutlich weniger oder gar nicht zielgerichteter und damit uneffektiver. Außerdem ist im kreativen Prozess schon ein Anteil „nicht willentlich erreichbarer“ Bestandteile enthalten.

Also, der Ansatz der Idee entsteht ohne willentlich beeinflusst werden zu können im System 1, nachdem mit KT das Feld für die Ideenproduktion (‚Vorschläge’) von System 1 evtl. breiter aufgespannt werden konnte und das System 2 empfänglicher „gemacht“ wurde durch klarere Aufgabenstellungen mit den dafür geeigneten KT. Entscheidend ist, dass ein Ansatz einer Idee (‚Vorschlag’) durch das System 2 als tragfähig erkannt wird, um ihn dann mittels der logischen Operationen (z.B. systematisches Prüfen der Vorgaben, …) bewusst zur Idee zu entwickeln.

Aus diesen Überlegungen resultiert die Empfehlung, nicht zu viel Kapazität für den Versuch zu verwenden, den Vorgang des Menschen beim kreativen Kick für den Computer zugänglich zu machen, dafür mehr Kapazität – oder überhaupt welche – um das ”Manövrieren“, das flexible, schöpferische Arbeiten mit Methoden und ihrer ”Verinnerlichung“ besser aufzuklären.

Diese Empfehlung aus den Überlegungen zum ‚Kahnemanschen Modell’ liegt darin begründet, dass das Wechselspiel von System 1 und 2 von Kreativitätstechniken unterstützt werden können, aber nicht ersetzt oder irgendwie vorgegeben werden können, da die tatsächlich entscheidenden Vorgänge als unbewusste Vorgänge für eine kreative Lösung nicht beobachtbar und beschreibbar sind. Also sollten auch keine Anstrengungen unternommen werden, durch zu viel vorgegebene, aber letztlich mit Pseudo-Wirkung versehene Vorschriften, Regelungen und Komplexität – statt Unterstützung und Anregung – Reglementierung zu produzieren.

Hier bietet es sich an zu „Intuition“ noch eine Kommentierung zu gegeben: Lt. Duden ist Intuition eine „Eingebung, ein ahnendes Erfassen, ein unmittelbare Erkenntnis“. Umgangssprachlich wird sie mit „Eingebung“ identifiziert, teils sogar von Außen oder einem höheren Wesen. Sicher gibt es auch äußere Faktoren der Anregung, aber nach vorstehenden ist die kopfeigene „Assoziationsmaschine“ die Quelle für den Ideenansatz. Es braucht keine Verklärung dieses Vorgangs und schon gar nicht der Betonung eines intuitiven Vorgehens bei einer Programmanwendung. Das wendet sich nur gegen die – weil auch unbequeme – aber konsequente methodisch-systemwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweise und eine rationelle Systematik der KT- Anwendung. Es braucht keine Betonung, dass beim ‚kreativen Kick‘ „nicht willentlich erreichbare“ Bestandteile eine reale Bedeutung für das kreative Ergebnis haben, die in der Natur des Menschen liegen und ihm das Primat für die kreative Leistung sichern. Auch wenn es nicht einfach zu erfassen und verstehen ist, so ist es doch gut so.

Zusammenfassung

KT sind nützlich und sollten mehr angewandt werden.

Hier versagen (aus Überheblichkeit?) viel zu viele Ausbildungseinrichtungen; oft bloß, weil die KT ‚mehr allgemeingültig‘ und nicht so fachspezifisch sind. Es gibt genügend KT, wenn auch nicht alle optimal sind, aber auch deren Anwendung ist besser als ohne KT zu arbeiten. KT haben ein begrenztes Steigerungspotential bezüglich der Effektivität, aber nicht ‚KT zu verbessern‘ ist der Schwerpunkt, sondern sie trotzdem anzuwenden. Es ist nichts Besseres da!

20 …60 % Effektivitätssteigerung bei Denkprozessen in Forschung und Entwicklung sind ein riesiges Potential was genutzt werden muss. Es gibt genug unbearbeitete Aufgaben für dieses zusätzliche Potential.

Die Suche nach KT für den „kreativen Kick“ – bei manchen KT-Entwicklungen vermutbar – bringt auf absehbare Zeit nicht mehr als die nach dem „Stein der Weisen“.

Klaus Stanke

*Siehe dazu „www. problemlösendekreativität.de“

Zu 1.

Das Bild von den drei Hagebutten (von KPH) soll die drei Stichworte des Beitrags symbolisieren, die für Ihre Zusammenhänge und Unabhängigkeiten stehen.

Zur Zeit ist der wichtige Beitrag auf der Seite ‚Problemlösen‚ wieder gegeben: „Statement: Kreativität, Außergewöhnliche Kreativität; Problemlösende Kreativität“ hier kurz die Einordnung“

Unser Statement zu „problemlösende Kreativität“: Kreativität, außergewöhnliche und problemlösende Kreativität
  
 Kreativität hat für die Gesellschaft eine überragende Bedeutung. „Es besteht kaum bei jeman­den Zweifel darüber, dass unsere Kulturleistungen und die Errungenschaften des modernen Lebens Ergebnisse höchst intellektueller und kreativer Begabungen sind. … Jedes Gemein­wesen sollte deshalb bestrebt sein, solche Begabungen aufzuspüren und sie in eine positive Richtung zu steuern, damit sie nutzbringend eingesetzt werden können.“ [He 1, S. 88].
Nur mit neuen Lösungen und Innovationen lassen sich Zukunftsaufgaben wie Nahrungs- und Ener­gieversorgung der ganzen Welt, Umweltstabilisierung u. a. bewältigen. Immer mehr hängt die Leis­tungsfähigkeit weltweit von den kreativen Fähigkeiten ab. Da diese sich nicht ohne „Zutun“ von selbst im genügenden Maße entwickeln und nutzen lassen, ist einfach viel mehr zur Förderung von Kreati­vität zu leisten. Nur so kann es gelingen, dass weiter genügend Lösungen mit hohem Anspruch be­reitstehen, um diese als Innovationen umsetzen zu können. Das bedingt, dem Verständnis der Krea­tivität mehr Aufmerksamkeit zu geben, um sie zielgerichtet fördern zu können.
Vgl. dazu auch Mehl­horn, J.: Vorwort zum Jahrbuch der Kreativität 2014 [Me 1, S. 5-9].
 
Mit diesem Statement soll ein konstruktiver Blick auf die Problemsituationen zu oben genannten drei Begriffen helfen, diese etwas näher aufzuschließen. So soll beigetragen werden, für die hoch wirk­samen Formen der außergewöhnlichen und problemlösenden Kreativität die Kreativitätsförderung und -anwendung zu verstärken

Beitrag selbst siehe bei Analysemethoden.

2 . Beitrag

von  Dietmar Zobel

Problemlösende Kreativität mit System

Das Bild „Gelbrausch“ von KPH gibt mir eine gute Empfindung
zum Systembegriff.
Das Bild „Gelbrausch“ von KPH gibt mir eine gute Empfindung
zum Systembegriff.

„Hochwertige kreative Lösungen im Bereich von Wissenschaft und Technik erforderten stets – und erfordern noch heute – Phantasie und Intuition. Allerdings sollte der Kreative nicht einfach „ins Blaue“ hinein arbeiten, sondern unbedingt die Möglichkeiten nutzen, die ihm von den modernen Kreativitätsmethoden eröffnet werden. Der Widerspruch zwischen den Begriffen „Intuition“ und „Systematisches Vorgehen“ erweist sich dann als nur scheinbarer Widerspruch. Viele Kreative wissen inzwischen, dass methodische Hilfen die Kreativität nicht etwa ausschalten, sondern sie vielmehr auf Erfolg versprechende Lösungen lenken.

So sind wir denn heute nicht mehr auf Zufälle oder den so genannten „göttlichen Funken“ angewiesen. In den letzten Jahrzehnten wurden beispielsweise die Methoden des Brainstorming, der Morphologie, der Bionik und der Synektik zu einem beachtlichen Stand entwickelt. Jedoch arbeiten diese in der Kreativitätsliteratur und den einschlägigen Seminaren bevorzugten Methoden nicht genügend systematisch. Das intuitive Element wird überbetont, und die Fülle der so erzeugten Ideen führt – insbesondere beim Brainstorming – zu einem neuen Problem: bin ich – auch nach Anwendung einschlägiger Bewertungsverfahren – wirklich sicher, die allerbeste Idee für die weitere Bearbeitung ausgewählt zu haben?

Wünschenswert wäre demnach eine komplexe Methode, die – nach gründlicher Analyse der zu lösenden Aufgabe – nur wenige, dafür aber garantiert hochwertige, gewissermaßen vorgeprüfte, praxistaugliche Ideen liefert.

Es gibt einen solchen Denkansatz, der verlässlich, gleichsam auf einem Leitstrahl, von der richtig gestellten Aufgabe zum annähernd idealen Resultat führt. Diese noch immer viel zu wenig bekannte Methode beruht auf dem Algorithmus zur Lösung erfinderischer Aufgaben“ (ARIZ) nach G.S. Altschuller, von ihm weiter entwickelt als „Theorie zum Lösen erfinderischer Aufgaben“ (TRIZ).

Dabei wird zunächst eine gründliche Stärken-Schwächen-Analyse des vorhandenen Systems vorgenommen, und zwar mit dem Ziel, den Kern des zu lösenden Problems herauszuarbeiten. Sodann wird das angestrebte Ideale Endresultat definiert. Es folgt die Formulierung der Widersprüche, die auf dem Wege zum Ideal zu überwinden sind. Schließlich werden verlässliche Lösungsstrategien (Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprücheeingesetzt. Entscheidend ist die Widerspruchsformulierung, denn eine jede – durch Optimieren nicht lösbare – hochwertige Entwicklungsaufgabe ist mit einer paradoxen Forderung verknüpft: etwas muss da und dennoch nicht da, heiß und zugleich kalt, offen und dennoch geschlossen sein (konventionelle Antwort: „Das geht nicht“ ).

Über eine Matrix werden nach Altschuller dann die zur Lösung des zunächst unlösbar erscheinenden Widerspruchs tauglich erscheinenden Prinzipien ausgewählt. Jedes Prinzip ist mit vielen Beispielen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten belegt, extrahiert aus Zehntausenden von Patentschriften. Die kreative Tätigkeit des Erfinders besteht nun in der „Übersetzung“ eines geeigneten Beispiels zwecks Schaffung eines im eigenen Fachgebiet neuen, in anderen Gebieten aber durchaus nicht neuen Mittel-Zweck-Zusammenhanges.

Außer den Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche verfügt die Methode noch über weitere verlässliche Strategien: Standards zum Lösen von Erfindungs­aufgaben, Physikalische Effekte, Stoff-Feld-Regeln, Separationsprinzipien zum Trennen bzw. Vereinigen einander anscheinend ausschließenden erfinderischen Forderungen. 

Inzwischen gibt es moderne Computerprogramme zum TRIZ-System, die sich jedoch erfahrungsgemäß nur nach Erlernen bzw. Verinnerlichen der zugrunde liegenden Denkweise effektiv nutzen lassen.

Wir erkennen, dass es sich offensichtlich nicht nur um eine Erfindungs- sondern um eine übergreifend gültige bzw. universell nutzbare Denkmethode handelt. Hauptziel ist das Vermeiden von – häufig faulen – Kompromissen: gewöhnlich wird an einer Kennziffer ein bisschen herumverbessert, wobei nicht selten andere – ebenfalls wichtige – Kennziffern auf Kosten der verbesserten Kennziffer auf der Strecke bleiben. Das Resultat wird dann mit dem positiv besetzten Wort „Optimierung“ schön geredet. Methodischer Kernpunkt von TRIZ ist deshalb das Widerspruchsdenken: es sichert, falls ein System weiss und schwarz  zugleich zu sein hat, dass nicht etwa grau herauskommt.

Wir erkennen, da es sich hier nicht um logische Widersprüche handelt, sehr deutlich die Nähe zur Hegelschen Dialektik (These, Antithese, Synthese). Dies wiederum erklärt die enorm anregende Wirkung einer derartigen Betrachtungsweise: viele Beispiele auf hohem (sinngemäß erfinderischem) Niveau finden sich in künstlerischen Darstellungen. Insbesondere gilt dies für Karikaturen. Deren Wirkung beruht geradezu auf der ungewöhnlichen Verknüpfung an sich ganz gewöhnlicher Sachverhalte, d.h. letztlich auf der Darstellung einer unkonventionellen Lösung dialektischer Widersprüche. Wir erkennen hier übrigens auch die Nähe zu ungewöhnlichen – und damit besonders wirksamen – Werbebotschaften. Im Management dürften über das Konventionelle hinausgehende, wirklich neue Lösungen wohl ebenfalls nur über die TRIZ-Strategie zugänglich sein.

Die Altschuller-Denkweise wurde in den letzten Jahren von vielen Autoren weiter entwickelt. Stellvertretend genant seien Terninko, Zusman und ZlotinLinde und Hill, Herb, Herb und Kohnhauser, Livotov und Petrov, Orloff sowie Zobel. Letzterer hat inzwischen eine Reihe von Vereinfachungen, Ergänzungen, Erweiterungen, Veränderungen und Vorschlägen zur Verbesserung der Methodik eingebracht.

Sie seien hier kurz zusammengefasst:

#   Aufbau einer Hierarchie der Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche:

Universalprinzipien – minder universelle Prinzipien – für bestimmte Fachgebiete anwendbare Lösungsvorschläge.

# Neue Sicht auf die Umkehr- und die Analogieeffekte. Nachweis methodischer

Defizite bei Spitzenwissenschaftlern und berühmten Entdeckern. Praktische Empfehlungen zum generellen Einsatz des Umkehrprinzips sowie zum systematischen Denken in Analogien.

#  Ausweiten der von Altschuller ursprünglich überwiegend maschinentechnisch

orientierten Beispielsammlung auf die Gebiete Chemische Technologie sowie Medizin und Medizinische Technik.

#   Wichtige TRIZ-Bausteine als Elemente übergeordneten Denkens. Beispiele aus

den Gebieten Literatur, Karikaturen, Aphorismen und Werbung. TRIZ als universelle Denkmethode. 

# Ein bisher noch nicht beschriebenes, universell gültiges Gesetz der Entwicklung

Technischer Systeme:

„Die Funktionsfähigkeit eines Systems wird primär nicht durch konstruktive Gesichtspunkte, sondern durch die sich aus dem Verfahrens-Funktions-Prinzip ergebenden Notwendigkeiten bestimmt“.

#    Denkfelder und Ideenketten: Beispiele zur systematischen Mehrfach-Anwendung

ein und desselben physikalischen Effekts für analoge Lösungen auf sehr verschiedenartigen Gebieten. Verbindende Gemeinsamkeit ist die Nutzung des „Von Selbst“-Prinzips.

#    Sieben Elementarverfahren, anwendbar sowohl in der systemanalytischen wie

auch in der systemschaffenden Phase.

#   Vorschläge zur sinnvolleren Nutzung der „klassischen“ Kreativitätsmethoden unter

         Einsatz der TRIZ-Denkweise.

#     Anleitung zum Formulieren von Patentschriften unter konsequenter Verwen­dung

der widerspruchsorientierten TRIZ-Terminologie. Standardformulie­run­gen für eine erfolgreiche Patentanmeldung.

#    TRIZ-basierte Fragen als Instrumente zum Bewerten aktueller Verfahren und

Produkte, zum Beurteilen der Güte von Projekten sowie zum Bewerten des Niveaus neuer Lösungen.

#   Ein großer Erfinder aus Sicht des Methodikers: die Arbeitsweise des Leichtbau-

und Flugzeugpioniers Hugo Junkers

Literaturquellen

[A1]  G. S. Altschuller, Erfinden – (k)ein Problem ? Verlag Tribüne, Berlin 1973

[A2] G. S. Altschuller, Erfinden – Wege zur Lösung technischer Probleme, Verlag Technik, 2. Auflage Berlin 1986

[Zo2] D. Zobel, Erfinderpraxis – Ideenvielfalt durch Systematisches Erfinden, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991

[L2] H.-J. Linde u. B. Hill, Erfolgreich erfinden – Widerspruchsorientierte Inno-vationsstrategie für Entwickler und Konstrukteure, Hoppenstedt Technik Tabellen, Darmstadt 1993

[T1] J. Terninko, A. Zusman u. B. Zlotin, TRIZ – Der Weg zum konkurrenzlosen Erfolgsprodukt. (Hrsg.: R. Herb). verlag moderne industrie, Landsberg/L. 1998

[H6] R. HerbT. Herb u. V. Kohnhauser, TRIZ – Der systematische Weg zur Innovation, verlag moderne industrie, Landsberg/Lech 2000

[Or1] M. Orloff, Meta-Algorithmus des Erfindens, TRIZ – Kurs für Profis. Lege Artis M&V Orloff GbR, Berlin 2000

[Zo3] D. Zobel, Systematisches Erfinden – Methoden und Beispiele für den Praktiker. expert-verlag Renningen, 1. Aufl. 2001, 2. Aufl. 2002, 3. überarbeitete und erweiterte Aufl. 2004, 4. durchgesehene Aufl. 2006, 5. vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl. 2009

[Li2] P. Livotov u. V. Petrov, TRIZ Innovationstechnologie, Produktentwicklung und Problemlösung. Handbuch, TriSolver Cosulting, Hannover 2002

[Zo4] D. Zobel, TRIZ FÜR ALLE. Der systematische Weg zur Problemlösung. expert-verlag Renningen, 1. Aufl. 2006, 2. Aufl. 2007, 3. Aufl. 2011; neu 2018: 4. vollständig überarbeitete, erweiterte Suflage 2018

[Zo5] D. Zobel, Kreatives Arbeiten. Methoden – Erfahrungen – Beispiele. expert-verlag Renningen 2007

[Zo6] D. Zobel u. R. Hartmann, Erfindungsmuster. TRIZ: Prinzipien, Analogien, Ordnungskriterien, Beispiele, expert-verlag Renningen 2009.

Die kreativen Problemlöser

Autor: Dr. Dietmar Zobel  Aug.2014

Zu 3.

„Das Finden potenzialreichster Richtungen für Zukunftsfähigkeit“ ist das Kerngebiet von WOIS.

⇒ www.wois-innovation.de

WOIS: Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie nach Linde

Im Vorfeld der Analyse gegebener Aufgabenstellungen ist für Weltmarkt-führer oder Anstrebende eine äußerst wichtige Herausforderung die potenzialreich­sten Richtungen für zukünftige Stärke zu erkennen und dieses Wissen mit Argumentations- und Prognosesicherheit auch umsetzen zu können. In diesem Feld hat sich Linde mit seiner WOIS international verdient gemacht. Das „Finden potenzialreichster Richtungen“ wurde zum Kern des profes­sionellen Arbeitens, Denkens und Lehren von Prof. Dr.-Ing. H. Linde. In WOIS sind seine Erkenntnisse integriert. Das WOIS Institut betreibt die Nutzung professionell.

Die dahinter stehende Philosophie sei hier kurz in Ergänzung des Beitrags Nr. 12 (WOIS) der „Geschichte der problemlösenden Kreativität“ siehe dort wieder gegeben.

Den nachfolgenden (gekürzten) Text hat dankenswerterweise das WOIS Institut www.wois-innovation.de bereit gestellt.

Zum Anliegen der WOIS-INNOVATION

als Ergänzung der Aussagen, Ziele und Vorgehen von Lindes WOIS und zum Vorfeld gegebener Aufgabenstellungen.

Im Streben nach Zukunftsfähigkeit suchen Unternehmen gezielt nach Alleinstellungsmerkmalen, um sich im hart umkämpften Wettbewerbsumfeld systematisch durchzusetzen. Ziel ist es mit Weitblick den innovativen Vorsprung kontinuierlich auszubauen und im Wettbewerbsmarathon der Höherentwicklung nachhaltig zu bestehen.

Diffuse Ausgangssituationen verschleiern häufig den Blick auf die Zukunft. Grundlegende Richtungsentscheidungen können aufgrund unzureichender Argumentations- und Prognosesicherheit nicht getroffen werden. Für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmungen reicht Know How alleine nicht mehr aus – immer entscheidender wird richtungsweisendes Know Why.

Die Erarbeitung von strategischen Entscheidungsgrundlagen in einer komplexen und von Diskontinuitäten geprägten Umgebung, ist die Kernherausforderung der heutigen Zeit. Die Gestaltung von Zukunftsfähigkeit für Unternehmungen ist abhängig von der Kenntnis globaler Entwicklungen, deren resultierenden unternehmensspezifischen Auswirkungen und der Fähigkeit potenzialreiche Handlungen abzuleiten.

Systeme können nicht länger isoliert betrachtet werden. Es bedarf einer höheren Sicht – vom Ganzen zum Detail, angeregt durch versteckte Muster der Höherentwicklung, wie z.B. „Gesetz­mäßigkeiten der Höherentwicklung“, Trends, deren Zusammenhänge.

Innovationen werden im Unternehmen oftmals als isolierte Entwicklungen in individuellen Bereichen gesehen. Innovationen, die Wettbewerbs-Spielregeln neu definieren, haben Auswirkung auf alle Unternehmensbereiche. Bahnbrechende Innovation stehen mit allen Unternehmensbereichen in Wechselwirkung und sind durch die Auflösung von Schlüssel-Widersprüchen charakterisiert.

Die punktuelle / ausschließliche Implementierung von Anregungsmitteln im Rahmen von Entwicklungsprojekten bildet keine ausreichende Basis für Zukunftsfähigkeit! Es bedarf einer neuen Qualität von Argumentations- und Prognosefähigkeit und deren Übertragung in eine „offensive Innovations­kultur“.

Fachspezifische Disziplinen sind geprägt von eingefahrenen Denkmechanis­men, die es erschweren neue Perspektiven zuzulassen/ einzunehmen, um Zukunftspotenziale zu erschließen.

Die offensive Erschließung von Innovationspotenzialen braucht Abstraktions­denken verknüpft mit einer neuartigen kompromisslosen Denktechnologie.

Zur gezielten Erschließung von Innovationspotenzialen, bedarf es der Entwicklung eines Leuchtturms, der ein radikal ideales Leistungsversprechen an die Kunden der Zukunft symbolisiert. Davon ausgehend kann mit mehr Orientierung der Weg von der Zukunft aus zurück beschreiben werden.

Innovationsprozesse sind häufig abhängig von Kreativitätstechniken. Im Rahmen von Diskussionen werden themenspezifische und logische Abhängigkeiten offengelegt, die heutige Leistungsgrenzen charakterisieren, und dabei oft natürliche Denkbarrieren auslösen. Die Lösung ist oftmals ein Kompromiss!

Die Ableitung von Lösungsrichtungen, welche über das heutige Expertenwis­sen hinaus gehen, erfordert systematisch bestehende Leistungsgrenzen zu provozieren und durch innovative Lösungen Maßstäbe zu definieren. Es gilt sich mit der Suche nach dem optimalen Kompromiss nicht zufrieden zu geben.

Kreativer Freiraum und die Arbeit in strukturierten Prozessen erfordert das Verlassen des traditionellen Denkrahmens. Durch die Nutzung beschreibender und orientierender Denkmodelle kann die Leistungsfähigkeit von Entwicklungsprozessen exponentiell gesteigert werden.

Methodisches Vorgehen forciert in der Regel die unmittelbare Lösung bekannter Problemstellungen. Dieses Vorgehen unterstützt jedoch nur bedingt das Verlassen des fachmännischen Denkrahmens.

Größeres Potenzial kann durch die Herausarbeitung neuer Fragestellungen und damit der Findung neuer Aufgaben aus diffusen Situationen des Welt-Wettbe­werbs erschlossen werden.

Systematisch und umfassend werden Schlüssel-Fragen identifiziert, Innova­tions-perspektiven abgeleitet, Richtungen entschieden, Innovationsansätze kreiert und zu einem Geschäftsmodell zusammen geführt.

Ein strukturierter Innovationsprozess schafft kreativen Freiraum!

Aus www.wois-innovation.de 25.09.2016

Zu 4. 

Meine Rezension  06.11./14.12.2018

Kahneman: „Schnelles Denken, langsames Denken

Das Bild (kommt noch)- wieder von KPH – zeigt zwei Systeme und eine Blüte – etwas verschwommen wegen der Vergrößerung. Es könnte aber auch statt der Vergrößerung auch  wegen der ‚zwei Systeme‘ (schnelles und langsames Denken) sein! 

Nein, der Nobelpreisträger beschreibt alles sehr klar und einleuchtend



Das Buch liest sich gut, weil viele Beispiele angeführt werden und mehr erzählt wird, als trockene Kognitionspsychologie zu lehren, zu der es inhaltlich gehört.

Es ist für den Rezensenten eine hervorragende Infoquelle zum Verständnis wichtiger Arbeitsweisen des Gehirns. Das betrifft vor allen tätigkeitsbedingt den Teil 1, der das interessante Modell der Systeme 1 und 2 der Arbeitsweise des Gehirns darstellt. Auf diesen Teil1 (und 2) konzentriert sich die Rezension, die möglichst viel zitiert als Kommentar zum Buch. Das Buch gliedert sich in die Teile 1 – 5.

         Teil 1.   Zwei Systeme

System 1 (das schnelle Denkenhat die angeborenen Fähigkeit – wie auch bei Tieren – unsere Umwelt wahrzunehmen, auf Gefahren schnell zu reagieren, Verluste zu vermeiden, … unsere Aufmerksamkeit durch Aktivierung von System 2 (das langsame Denken) zu wecken –  und durch langes Üben automa­tisierte Routinen auszu­bilden. Es kann Assoziationen zwischen Vorstellungen bilden, kann lesen und Nuancen sozialer Situationen verstehen. Das Wissen ist im Gedächtnis gespeichert und wird ohne Intension und ohne Anstrengung abgerufen. Das System 1 arbeitet automatisch ohne uns bewusst zu sein.

 „Das unwillkürliche System 1… erzeugt erstaunlich komplexe Muster von Vorstellungen, aber nur das langsamere System 2 kann in einer geordneten Folge von Schritten Gedanken konstruieren.“ [S. 33]

System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Anstrengung.“… [z.B. beim Erkennen eines zornigen oder gefährlichen Menschen].

„System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten, … darunter auch komplexe Berechnungen.

Die Operationen von System 2 gehen oftmals mit dem subjektiven Erleben von Handlungsmacht, Entscheidungsfreiheit und Konzentration einher. …

Wenn wir an uns selbst denken, identifizieren wir uns mit System 2., dem bewussten, logisch denken­den Selbst, das Überzeugungen hat, Entscheidungen trifft und sein Denken und Handeln bewusst kontrol­liert“ [S. 33]

System 2 kann die Kontrolle übernehmen, indem es ungezügelte Impuls und Assoziationen von System 1 verwirft. System 2 erfordert Aufmerksamkeit für seine Aktivität. Ist die gestört oder ist es überlastet, entstehen Fehler (Es gibt ein Aufmerksamkeitsbudget! „Die intensive Konzentration auf eine Aufgabe kann Menschen blind für Stimuli machen, die normalerweise die Aufmerksamkeit erregen“ [S.36]). System 2 kann die Aufmerksam­keit focusieren (z. B. Warten auf eine Person mit blauen Mantel am Bahnhof).

System 1 und 2 sind immer aktiv; System 2 normalerweise im Modus geringer Anstrengung mit nur einer Teilkapazität. System 1 liefert Vorschläge für System 2, Eindrücke, Intensionen, Ab­sich­ten und Gefühle. Unterstützt System 2 diese Eindrücke und Intensionen werden sie zu Überzeu­gungen und willentlich gesteuerten Handlungen. System 2 kann logisch denken und so Vorschläge von System 1 überprüfen, was es aber nicht immer tut [„ist faul“ s .S. 61 f.], sondern der intuitiven* Aussage von System 1 „vertraut“.

Normal akzeptiert System 2 alle Vorschläge von System 1. Gerät System 1 in Schwierigkeiten, for­dert es von System 2 eine genauere Verarbeitung an, die das Problem möglicherweise lösen kön­ne. System 2 wird auch mobilisiert, wenn es gegen das Weltmodell von System 1 verstößt [38] z. B., wenn es „hüpfende Lampen“ sieht! Überraschung aktiviert Aufmerksamkeit und damit System 2. Dieses ist auch für die ständige Überwachung des Verhaltens zuständig, also dass man höflich bleibt, auch wenn man Wut hat.

 „…der größte Teil dessen , was Sie (Ihr System 2) denken und tun, geht aus System 1 hervor, aber System 2 übernimmt, sobald es schwierig wird, und es hat normalerweise das letzte Wort.

        Die Arbeitsteilung zwischen System 1 und System 2 ist höchst effizient: Sie minimiert den Aufwand und optimiert die Leistung. Diese Reglung funktioniert meistens gut, weil System 1 im Allgemeinen höchst zuver­lässig arbeitet: seine Modelle vertrauter Situationen sind richtig, seine kurzfristigen Vorhersagen sind in der Regel ebenfalls zutreffend, und seine anfänglichen Reaktionen auf Herausforderungen sind prompt und im Allgemeinen angemessen. Die Leistungsfähigkeit von System 1 wird jedoch durch kognitive Verzerrungen beeinträchtigt, systematische Fehler, für die es unter spezifischen Umständen in hohem Maße anfällig ist“ [38]. So unterliegt es Täuschungen, Illusionen, dem Einfluss von Priming, der Wiederholung u. a.

System 1 verfügt über die nicht willentlich herbei geführte Assoziationsmaschine, die die zu einem Kontext bei uns im Gedächtnis vorhandene Vorstellungen aufruft, von denen uns dabei nur ein Bruchteil bewusst wird, aber zu dem Kontext potentielle Antworten bereitstellen kann.

Nur System 2 ist uns willentlich zugänglich. System 1 arbeitet automatisch, kann nicht abgeschaltet werden und ist unwahrscheinlich schnell. Z. B. : sie öffnen die Augen und das 2-D-Bild Ihres Augen­hintergrundes wird vom System 1 sofort in ein 3-D-Bild des betrach­teten Raumes umge­wan­delt, wo jedes Objekt seinen Platz mit allen Raumbezie­hungen hat (vor-, über-, neben-, nachein­an­der, …), jedes zugleich als bekanntes/unbekanntes Objekt konkret identifiziert wird und noch eine Einschätzung der Raumsituation (normal, verschmutzt) mit Handlungs­empfehlung (alles ok) gege­ben wird. Das ist das, was wir normalerweise Sehen und intuitives Denken nennen.“[S.31].

Interessant für die Anwendung der Kreativitätstechniken ist die Aussage S. 50 ausgehend von dem allgemeingültigen Gesetz des geringsten Aufwandes für kognitive wie auch für physische Anstren­gungen: „Je mehr Geschick man bei der Lösung einer Aufgabe entwickelt, umso weniger Energie muss man für sie aufwenden. … dass sich das mit einer Handlung verbundene Aufmerksamkeitsmuster mit der Fertigkeit verändert, … Begabung hat ähnliche Wirkungen. Hochintelligente Menschen lösen die gleichen Probleme müheloser …[S. 50]. Das spricht für die konsequente Nutzung von Kreativitätstechniken, die ein „optimiertes Geschick“ für Lösung der jeweiligen Aufgabe anbieten!

Auch der Abschnitt „5. Kognitive Leichtigkeit“ [80] verweist auf eine situationsbezogene zu schaffende Arbeitsatmosphäre, denn hohe Leichtigkeit vermittelt: Es läuft alles gut! Sie sind gut gelaunt, glau­ben was sie lesen und sehen, vertrauen ihren Intuitionen und haben ein Gefühl, dass Ihnen die ge­gen­wärtige Situation angenehm ist. Ihr Denken ist relativ beiläufig und oberflächlich. Niedrige Leichtigkeit dagegen macht sie angespannt. Sie sind eher wachsam, argwöhnisch, strengen sich mehr an und fühlen sich unbehaglicher. Sie machen so weniger Fehler, sind aber „ …auch weniger intuitiv und kreativ als sonst.“ [S. 82]

Wenn eine Botschaft der Empfänger also glauben soll, ist es hilfreich, alles zu tun, um die kognitive Beanspruchung des Empfängers zu verringern [S. 85] (Lesbarkeit, einfache Formulierung, hoch­wertiges Papier, Farben mit Kontrast – rot und blau, keine komplizierte Namen, u. ä. m.). „Andererseits mobilisiert eine hohe kognitive Beanspruchung … System 2, mit der Folge, dass von einem, intuitiven Modus der Problemlösung auf einen konzentrierten, analytischen Modus umgestellt wird.“ [S. 88]. S.93 nennt aber auch: „Eine fröhliche Stimmung lockert die Kontrolle von System 2 über die Leistung: Wenn wir gut gelaunt sind, werden wir intuitiver und kreativer, aber auch weniger aufmerksam und anfälliger für logische Fehler.“

Im Abschnitt 6 wird als hauptsächliche Funktion von System 1 benannt, ein Modell unserer persön­lichen Welt, was normal sei, aufrechtzuerhalten und zu aktualisieren. Das Modell baut auf Asso­ziationen auf, die Vorstellungen mit Ereignissen, Handlungen usw. verknüpfen und bildet ein Netz­werk assoziierter Vorstellungen, die erlauben, unsere Gegenwarts- und Zukunftserwartungen interpre­tieren zu lassen. 

So kann System 1 auch voreilige Schlussfolgerungen ziehen. „Sie sind dann effizient, wenn sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen“ [S. 105], die Kosten eines Fehlers niedrig sind und wenn sie viel Mühe und Zeit sparen. Riskant sind sie, „wenn die Situation unbekannt ist, viel auf dem Spiel steht und … keine Zeit…“ [S. 105] verfügbar ist, weiter Informationen einzuholen. Das ist genau die Situation für die ‚Präzisierung von Aufgabenstellungen (AST) der Forschung und Entwicklung’, also der der pro­blem­lösen­den Kreativität. Dort darf zur Aufgaben- und Zielbestimmung nicht mit Aufwand und Zeit gegeizt werden, um Ambiguität und Zweifel zu beseitigen, Das muss System 2 übernehmen. Aber: „Wenn System 2 anderweitig beschäftigt ist, glauben wir fast alles. System 1 ist leichtgläubig und neigt dazu, Aussagen für wahr zu halten. System 2 ist dafür zuständig, Aussagen anzuzweifeln und nicht zu glauben, aber System 2 ist manchmal beschäftigt und oft faul.“[S. 107] ► das verweist wieder auf die Bedeutung der gründlichen Präzisierung von AST.

Im Buch werden der „Halo-Effekt“ und der „erste Eindruck“ mit Bezug zur Einschätzung von Men­schen durch das System 1 benannt und auf voreilige Schlussfol­ge­rungen durch die Beschränktheit der vorliegenden Informationen des System 1 hingewiesen: denn für System 1 gilt „Nur was man gerade weiß, zählt“ – engl. WYSIATI  [S.113]. Zu fehlenden relevanten Informationen muss System 2 tätig werden.

Grundlegend für das Überleben ist die Fähigkeit des System 1, ständig die Situation zu bewerten (Gefahr, keine Gefahr, …). Dabei hat das System 1 auch die Fähigkeit herausgebildet, Intensitäten verschiedener Qualitäten zu vergleichen {was logisch nicht möglich erscheint, eine Quantität einer Qualität in einer Quantität einer anderen Qualität wieder zu spiegeln – „Wenn Sam so groß wäre, wie er intelligent ist, wie groß wäre er dann? [S.117]}. Diese Intensitätsabstimmung, die „mentale Schrotflinte“ u. a. können wie die 3-D-Heuristik Verzerrungen sein, die System 1 liefert, und von einem nicht all zu wachsamen System 2 oft akzeptiert werden.

Seite 136 benennt abschließend kurz die Merkmale von System 1

Teil 2: Heuristiken und kognitive Verzerrungen

Hier wird unter Heuristik verstanden: „ein einfaches Verfahren, das hilft adäquate, wenn auch oft unvoll­kommene Antworten auf schwierige Fragen zu finden“ [127] … „ Die Zielfrage liefert die Beurteilung, nach der man strebt. Die heuristische Frage ist die einfachere Frage, die man stattdessen beantwortet.“ [127]. K. versteht darunter besonders die „Ersetzung“ und andere Heuristiken für System 1 – nicht die, die bei der problemlösenden Kreativität/ Systematischen Heuristik (beide zu System 2 zugehörig) gängig sind, wie S.128 bestätigt: „Polyas Heuristiken sind strategische Verfahren, die gezielt vom System 2 umgesetzt werden. Die Heuristiken, die ich in diesem Kapitel diskutiere, werden nicht bewusst ausgewählt ...“ – gehören also zu System 1.

Benannt werden dazu solche wie Schrotflinte, 3-D-Heuristik, Affektheuristik, Halo-Effekt und typische Verzerrungen wie Anker, Verfügbarkeit, auch Priming.

System 1 produziert voreilige Schlussfolgerungen, z.B. wenn es dem „Gesetz kleiner Zahlen“ glaubt [S. 146]. Der Stichproben­umfang ist nicht intuitiv festzustellen, sondern zu berechnen (mit System 2), um für Aussage eine hinreichend sichere Quelle zu haben.

Zufall hat keine Ursache! [S.147]. Es lohnt nicht, dafür nach Mustern zu suchen, auch wenn scheinbare Häufungen auftreten, aber die Ereignisse unabhängig sind.

Die Ankerheuristik wirkt nach, wenn vorher eine Größe, Rich­tung, Tendenz dominierte. Suggestion ist ein Priming-Effekt, der selektiv kompatible Informationen ins Gedächtnis ruft [S. 156].

Die Verfügbarkeit überzeichnet das grade vom Gedächtnis aufgerufene, Verfügbarkeitskaskaden {eine sich selbst tragende Kette von Ereignissen [S.179] entsteht, wenn die Umgebung verstärkend wirkt (Pressekampagne)}.

Weniger ist mehr“ [S.204] ist ein nicht so seltener Konjunkturfehlschluss, der gegen die Regeln der Logik verstößt – wenn System 2 nicht besonders wachsam ist. Die „Regression zum Mittelwert“ wird durch eine starke Neigung des Systems 1 zu kausalen Erklärungen statt der zu treffendem statischen Aussage verdeckt.

Der Kapitel 1 abschließende Abschnitt „18. Vorhersagen bändigen“ [S. 231] schließt mit der Aussage: “Seien Sie gewarnt, Ihre Intuition liefert Vorhersagen [die System 1 aus den verfügbaren Informationen konstruiert], die zu extrem sind, und Sie werden dazu neigen, ihnen allzu großen Glauben zu schenken“ [S. 242].

        Teil 3: Selbstüberschätzung

Beschreibt unser übermäßiges Vertrauen in das, was wir zu wissen glauben und unsere scheinbare Unfähigkeit, das Ausmaß unseres Unwissens zuzugeben.

Z. B.: [S. 248]: Der Halo-Effekt verstärkt oft unberechtigt Negatives bzw. Positives. Habe ich jemanden beim „Start“ positiv einschätzt, ist „alles“ bei ihm positiv! Oder: jedes Ereignis wird beachtet und gewertet, jedes „Nichtereignis“ nicht! Oder: Experten sind auch nur durchschnittlich mit ihrer Aussagequalität. Vorhersagefehler sind unvermeidlich, weil die Welt unvorhersagbar ist, und die Grenze zwischen der vorhersagbaren Zukunft und der unvorhersagbaren nicht bekannt ist.

Eine Def. für Intuition wird zitiert [292]: Intuition ist nicht mehr und nicht weniger als Wiedererkennen.“ Die Situation liefere einen Hinweisreiz, dieser gebe dem Experten Zugang zu im Gehirn gespeicherten Informationen und diese Info geben ihm die Antwort.

          Teil 4: Entscheidungen

Entscheidungsfindungen in den Wirtschaftswissenschaften und deren rationales Handeln werden diskutiert. Dabei wird dargestellt: Verluste(-potentiale) werden mental von System 1 höher bewertet als Gewinne(-potentiale).

         Teil 5: Zwei Selbst

Das erlebende Selbst und das sich erinnernde Selbst werden unterschieden und die Regeln des Bildens von Erinnerungen (durch System 1) betrachtet. Das Gedächtnis gehört zu System 1. Aber das erinnernde Selbst ist „eine Konstruktion von System 2“. So sind Unterschiede zu erwarten. S. 470: „Die Verwechslung der Erinnerung mit der tatsächlichen Erfahrung ist eine zwingende kognitive Illusion, – … Das erlebende Selbst hat keine Stimme. Das erinnernde Selbst irrt sich manchmal, aber ist dasjenige, was Buch führt und bestimmt, was wir aus dem Leben lernen, und … das Entscheidungen trifft.“ Von einer Episode sind für die Erinnerung der Gipfelwert und die Gefühle am Ende bedeutsam, kaum die Dauer.

                               —————————————————-

Beim Einsatz von Kreativitätstechniken in Aufgaben von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft sind sowohl System 1 als auch System 2 ständig tätig. Die Kreativitätstechniken mit ihrer Handlungsori­en­tierung erfordern den konzentrierten Einsatz von System 2. Die intuitiven Elemente werden dabei meist bewusst angefordert und vom System 1 bereitgestellt. Dabei kann trotz der Vorgabe/Anforde­rung nur ein Bruchteil dieser intuitiven Vorgänge bewusst nachvollzogen werden. Die intuitiven Heuristiken des System 1 unterliegen – wie auch der Teil 2 des Buches beschreibt – kognitiven Verzerrungen. Nur einen Teil kann ein wachsames, munteres System 2 korrigieren, so auch die kognitiven Voraussagen u. a.

Für die unterschiedlichen Kreativitätsformen der Alltags- und der außergewöhnlichen Kreativität kann vermutet werden, dass für erstere das System 1 überwiegend die Impulse und Lösungen anbietet und System 2 fast nur noch den relativ kurzen Verlauf bestätigend abschließt. Bei der außergewöhnlichen Kreativität wird System 2 sehr konzentriert tätig sein müssen, um die keines­wegs kurze Prozessführung zu gewährleisten und sich genügend Vorschläge von System 1 gestaf­felt einzuholen, die es kritisch prüft und prüfen muss, und dabei kaum mit „Ersetzungen“ auf die zentrierenden Fragen antworten kann, sondern selbst Antworten dazu produzieren muss.

 ———————————————–

* Zum Begriff „Intuition“ gibt es kein Stichwort im Verzeichnis bei K. Bei Wikipedia findet sich z.B. dafür: ‚Intuition oder Empfindung’’; Fähigkeit Einsichten zu erlangen ohne diskursiven Gebrauch des VerstandesIntuition wird als Gefühlsentscheidung verstanden. Auf Verstand beruhende Intuition wird als Inkubation bezeichnet: unbewusst verarbeitet, bewusst eingeschätzt, wenn unbewusst auf eine Lösung gestoßen worden sein soll. 

Die Intuition ist eine zentrale Funktion zur Informationsverarbeitung und zu angemessener Reaktion auf große Komplexität der zu verarbeitenden Daten. Intuition kann manchmal eine besserer Entscheidung treffen, als mit bewusstem Verstand {das unbewusste System 1 verarbeitet extrem viel mehr Informationen als das bewusste System 2, was zwar präziser ist, aber z. B. weniger Effekte beachtet}. S. a. auch bei Teil 3.

Klaus Stanke  Dez 2015

5. Meine damaligen Ideen zur Veränderung:

5.1 Zur Situation der Kreativitätsförderung  in Deutschland

► 5.2 Zur Kreativitätsförderung von Jugendlichen im deutschen Bildungswesen

► 5.1 Zur Situation der Kreativitätsförderung  in Deutschland

Entworfen April 2016 nach dem Elektroauto-„Gipfel“ der Bundesregierung, der zeigte, wie in D „Probleme“ gelöst werden sollen:

„Deutschland hat einen Kreativitäts-Notstand“

 Es sind genügend Zeichen da, dass dringlich der schon einmal angemahnte Ruck durch Deutschland gehen muss, insbesondere um tatsächlich Kreativität in bisher nicht erlebten Maße zu fördern und zu fordern.

 Es ist kein Zufall, was beim Berliner Flughafen, bei der Elektromobilität, in der Autobranche beim Ausweichen von Anforderungen auf kriminelle Lösungen und an viel zu vielen anderen Stellen passiert, sondern Ausdruck dafür, dass das ehemalige Land der Denken und Dichter nur noch Dichten kann – ein Loch nach dem anderen. Echte kreative Lösungen, die die Missstände vermeiden oder lösen könnten, sind nicht vorhanden und nicht vorbereitet; vielleicht gar nicht gewollt.

 Noch übten sich viele in der deutschen Gesellschaft in trügerischer Überheblichkeit speziell in Bezug auf die kreative Leistungsfähigkeit, z. B. China kupfere ab, aber nur drei Länder in der Welt haben die ½ Million Anzahl aktive Patente: die USA, Japan und China. Deutschland ist „stolz“ auf die knapp 200 000 Stück.

 Es gibt viel zu viele Hemmnisse für echte Kreativität und eine Geringschät­zung des für Kreativität; kurzfristig und langfristig – letzteres besonders bei der Ausbildung Nötigem. Kreativität wird z. B. mit dem Alibi der „Kreativwirtschaft“ von den tatsächlichen Fragen der Wirtschaft und Industrie verschoben. Auch die großen Wirtschaftspotentiale scheuen sich, ernsthaft Neues zu probieren und ernst zu machen mit Kreativitätsförderung.

Es sei hier auf das dazu grundlegende Buch (Heister, Matthias W. M.: „Bildung Erfindung Innovation“. Band 2)  Dr. Heister verwiesen: http://www.dabei-ev.de/userfiles/file/Rezension-DABEI-Heister-02-2014.pdf

 Leider muss bestätigt werden, wenn er feststellt, dass in Deutschland eine gewisse technikfeindliche Einstellung vorzufinden ist und es nicht leicht ist, der problemlösenden Kreativität „… wenigstens öffentliche Akzeptanz zu verschaffen. … Ähnliche Erscheinungen zeigen sich im Bereich der öffentlichen Meinungsbildung. … Das öffentliche Ansehen des kreativen Problemlöser muss dringend zum Positiven verändert werden.“ ….

 Es ist eigentlich deprimierend, im Teil II bei Heister zu lesen und konzentriert beschrieben zu bekom­men, welche Hemmnisse die problemlösende Kreativität in der Gesellschaft und bei ihrem komplizierten und langwierigen Prozess bis zum Nützlichwerden erfährt. Aber das Beschreiben ist verdienstvoll, weil aus dem Erkennen der Missstände Veränderungswille erwächst. .Oder genauer : erwachsen müsste!

 Die knapp 60 Anstriche für nötige Untersuchungsfelder ab S. 498 verweisen auf eine Pro­blemfülle beim Erreichen von mehr Innovationen. Das ist schon bedrückend. Das Nötige wird zwar nicht nur im Teil III aufgezeigt, aber es müsste ein Wechsel in der Gesellschaft erzwungen werden können. …

 Trotzdem stellt sich die Frage, wie kann eigentlich Deutschland (noch) Exportwelt-meister sein, bei so sträflicher Vernachlässigung der problemlösenden Kreativität und deren Innovationen sowohl bei der Bildung, über das Studium, das kaum Beachtung Finden der problemlösenden Kreativität, ihr Stellenwert in der Gesellschaft (bis hin zur Familie), ihrer gezielten Förderung, der Schaffung von exzellenten Bedingungen für Talente und Erfinder, deren Förderpraxis, Anerkennung und Vergütung, Einbindung in die Wirtschaft und in staatliche Förderprogramme, …? Ohne einen ‚Vorsprung’ aufweisende Produkte und Dienstleistungen können doch z. B. Billiganbieter kaum übertroffen werden? Ist also das Reservoir noch so groß oder sind die anderen noch schwächer? 

 Scheinbar ist noch einiges vorhanden, aber die Entwicklung außerhalb Europas – nur nicht in D – ist rasant. Und wir haben offenbar alle anderen Probleme auf dem Tisch, nur nicht fordernde Zukunftsfragen der kreativen Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft!.

 Was sollte /kann geschehen?

1.   

 Die Forderung neu auf den Tisch von Bundesbehörden mit dem Hinweis, nicht mehr mit dem an sich positiven „Jugend forscht“ sich ein Mäntelchen von Aktivität zu verpassen (nachdem auch noch das kleine Pflänzchen SIGNO ohne echten Grund vom Bund – 1500 € je ehrenamtlichen Jugendclub abgewürgt wurde), sondern z. B. statt Ankaufprämie für unfertige Autosdie sich nicht selbst verkaufen, das Geld in eine langwierige  Campagne für Kreativitätsförderung zu stecken mit dem Ziel, den Wert der Kreativität und der Kreativen gesellschaftlich drastisch zu heben und diese zu fördern.

So eine Forderung zu versenden könnte /sollte jeder mal tun. Steter Tropfen höhlt auch in der Politik Steine – oder Köpfe. Pardon! Fördert das Nachdenken!

2.      

 Von den Wirtschaftseinheiten (Konzernen und KMU, aber auch Frauenhofer u. a.) zu fordern, Abteilungen zu schaffen, die sich auch für scheinbar ‚spinnige’ Ideen, aber für das Sammeln von Neuerungen zuständig fühlen und dabei auch Möglichkeiten bekommen – einschließlich Geld wie die Banken damals -, fachliche und strategische Verkrustungen zu erkennen und konstruktiv aufzubrechen.

 Was kann hierzu empfohlen werden? Praktisch fast nichts, denn eigentlich müssten es die Einrichtungen selbst wissen, aber …–> lese bei Heister nach. Sie tun fast nichts oder nur traditionelles. Also bitte die Forderung an die Politik richten, dass sie Standortfaktoren dafür günstig gestaltet. Vielleicht dann, wenn direkt Geld winkt, bemühen sich diese Einrichtungen um solche Innovationen.

3.

Da es lange dauert, sollten alle die, die Kreativitätstechniken (oder TRIZ oder wie Ihr „Denkmal“ heißt) betreiben oder lehren oder verkaufen, schon jetzt beginnen, sich eine einfach lehrbare und nutzbare ‚Variante zur Vermittlung an Jugendliche vor dem Abi‘ zu überlegen und zu gestalten, damit wenn, ja wenn die staatlich Verantwortlichen mal danach schreien, etwas da ist., wenn dieser Ruf irgend wann erschallt. Es ist ehrenhaft, mit gemeinnützigen Experimenten zu beginnen ohne auf eine müde Zentrale zu warten.

Der Admin wird in nicht allzu fernen Zukunft einen Versuch dazu wagen und sucht dafür Partner.

                                      ________________________

 Deutschland ist eigentlich zu schade, um es so runterrutschen zu lassen, wie es jetzt schon auf vielen, noch Einzelbereichen geschieht. Es könnte anders!

 Aber so richtig sieht der Admin keinen günstigen Einstieg in eine Veränderung, wie Sie sicher merken. Leider! Die allgemeine Unzufriedenheit ist dafür kein konkreter Ausweg, es müsste konkreter sein. Bloß wie?

Da unter dem 25.08 2018 eine generelle Durchsicht dieser Seiten benannt wurde, muss hier hinzugefügt werden: seit dem April 2016 sieht der Admin keine Veränderungen nenneswerter Art und damit auch keinen Versuch in der Zukunft: Leider! Vgl. Kurzfassung des Referats zur Konferenz am 9.11. 2018 am Ende dieser Seite News.


► 5.2 Zur Kreativitätsförderung von Jugendlichen im deutschen Bildungswesen

► also: Zu meiner Illusion, etwas zur Kreativitätsförderung für Jugendliche über das deutsche Bildungssystem tun zu können.

 Vorbemerkung:

 Der Autor fertigte Anfang 2013 nach einigen praktischen Versuchen der Anwendung im Bildungssystem eine kleine Studie an oder bescheidener eine „Argumentation“ zum Thema ,,Jugendliche & Kreativitätstechniken (KT) oder„Wie kommen Jugendliche zu KT?“. Also eine Argumentation, wie es evtl. gelingen könnte, KT verstärkt für Jugendliche in deren Ausbildung zu integrieren. ► Studie/Argumentation selbst s. bei Seite ktangebotkreasstudie Teil C

 In dieser Studie stellte der Admin seine Schlussfolgerungen für die Anwendung und Verbreitung von Kreativitätstechniken in einem gesonderten Beitrag (Studie) zur Diskussion mit einem Kreis einschlägiger Experten bereit.

 Über die Antworten und die gezogenen Schlussfolgerungen soll hier nachfolgend berichtet werden.


Ergebnisse der „Studie/Argumentaion“ und Auswertung der Experten-Antworten zu dieser Thematik 

Liebe Mitstreiter, Kollegen und Unterstützer!                                   28.04.2013

Herzlichen Dank für Ihre Aussagen/Stellungsnahmen/Anregungen. ...  Nun aber zusammengefasst die bei mir vorliegenden Erkenntnisse daraus:

„Die kurze Hauptaussage der Antworten: Ein löblicher Ansatz, aber das aktuelle Ausbildungssystem in Deutschland ist dafür nicht geeignet!“

Eigentlich hatte ich gleich davon ausgehen sollen, ich habe es ja selbst erlebt: Mitte 2012 habe ich fünf nach m. M „normale“ Elite-Gymnasien (incl. mit allen nötigen Unterlagen) angeschrieben, mit dem für sie jeweils exklusiven Vorschlag vor (>15 Personen; Schülern und evtl. sogar mit Eltern) der Oberstufe in ca. 1,5 … 2,5 h einfachste Kreativitätstechniken darzustellen, kostenlos (einschl. Unterlagen u. meiner Anreise). Nach geduldigen Warten habe ich nach ca. drei Monaten einen höflichen Brief geschrieben und dabei geäußert, wenn kein Bedarf besteht, sollte bitte die im ersten Schreiben mit angebotenen Variante „Nein, danke“ doch wenigstens mitgeteilt werden, damit ich weiter disponieren kann (war ja ausschließlich nur für diese exklusiv angeboten). Eine Antwort bekam ich: die Beschwerde eines Schulleiters über diese „Mahnung“ mit dem Hinweis, nun würde er meinen Vorschlag erst recht nicht annehmen!

Meine positiven Ergebnisse (s.  „New/ Januar 2013) an der Berliner Schule (die anders zustande kam, als bei den 5 benannten Elite-Gymnasien) hatten das hier genannte Erlebte offensichtlich verdrängt gehabt.

Als erste Schlussfolgerung der Stellungsnahmen gibt der Autor das Projekt, verstärkt über die Ausbildungssysteme die KT für Junge verbreiten zu wollen, vorläufig auf. Die Expertenmeinungen waren dafür zu eindeutig in Zeiten, in denen über Wegfall des Sitzenbleibens und der Benotung diskutiert wird. Da sind nicht nur kapazitive Hindernisse beim Lehrkörper [einschließlich der Fonds für dessen (Mindest-) Qualifizierung und der Stundenplanung, sondern auch inhaltliche und organisatorische Begrenzungen vorhanden, sowie ein nachlassendes Leistungsstreben bzw. deren allgemeine Hinnahme, die einen nicht gerechtfertigten Aufwand bedingen würden – ohne nachhaltigen Erfolg!

Das ist kein erwartetes „schönes Ergebnis“ der zur Diskussion gestellten „Studie/Argumentation„, aber ein treffendes, dem auch der Autor nun vorbehaltlos folgt. So wird er auch nur bei deutlich geäußerten Interesse als Ausnahme Aktivitäten wie in seiner Homepage benannt annehmen.


Zu einigen Einzelaussagen der Expertenantworten:

Wichtig waren auch einige der nachfolgend ausgewählt dargestellten, weiteren Expertenmeinungen für mich, die kurz wieder gegeben werden sollen.

Prof. K. B. schreibt am 26.02.13. wie mehrere u. a.

„… Du greifst ein sehr brennendes Problem auf. Wie eine wirksame Lösung aussehen könnte, ist uns allen, die wir nun schon lange auf diesem Gebiet arbeiten, relativ klar:
Das Erwerben von Innovationskompetenz muss sich in das durchgängige und komplexe System der Aus- und Weiterbildung – beginnend in der Vorschulbildung – eingliedern.
Eine solche Denkweise ist unter den gegebenen Strukturen unseres Bildungswesens in absehbarer Zeit nicht realisierbar. ….

Wir können uns daher lediglich um partielle Insel- und Ersatzlösungen bemühen, …. Eine reale Möglichkeit zur Umsetzung Deiner Ideen könnte darin bestehen, dass auf Kreativität orientierte private Eliteschulen…. mit gut ausgebildeten Lehrkräften die Innovationsmethodik in den gesamten Bildungsprozess (also nicht nur in ein Fach) eingliedern. ….“

18.03 2013. Prof. D. H. schrieb (einleitend ähnlich Prof. K. B. und dann u. a). weiter als Alternative:

„…Kontaktaufnahme mit Einrichtungen des Bildungswesens bildungseffizienter Länder…“

Zusammengefasst:

Im Ergebnis der Diskussion/der Antworten erklärte ich Ende Februar /Mai 2013 einen  Kurswechsel meiner weiteren Aktivitäten  zur Verbreitung der KT und gebe das Vorhaben, über die Ausbildungssysteme die KT für Junge  verbreiten zu wollen, vorläufig auf.

 Die Expertenmeinungen waren dafür zu eindeutig. In Zeiten eines nachlassendes Leistungsstreben bzw. deren allgemeine Hinnahme im Bildungssystem würde das ohne nachhaltigen Erfolg bleiben und einen nicht gerechtfertigten Aufwand bedingen.

 Das ist kein erwartetes schönes Ergebnis der einigen Experten übersandten  „Studie/Argumentation“, aber ein richtiges, dem auch der Autor nun vorbehaltlos folgt. So wird er auch nur bei deutlich geäußerten Interesse als Ausnahme Aktivitäten wie auf der Seite „Angebote/Vorträge“ annehmen.

 Ein Teil-Ausweg aus dieser für die Zukunft nicht befriedigenden, aber realen Situation, soll der Versuch sein,  über eine Lösung außerhalb des (lange nicht mehr vorbildlichen und hochleistungsfähigen allgemeinen, förderalen) deutschen Ausbildungssysten in möglichst jugendgemäßer Form zu suchen.

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 Herzlichen Dank für alle Meinungen, nicht nur die hier kurz zitierten.  Es bietet sich als zweite Schlussfolgerung an einen An­satzpunkt über das Bereitstellen von entsprechender Apps für die Jugendlichen zu nutzen. D. Autor

Zur Schlussfolgerung Apps zu entwickeln:

Mitte 2015: Das wurde versucht, aber habe dabei bisher  keinen  Partner gefunden! Es bleibt so eine Zukunftsaufgabe, deren Relevanz noch zu prüfen ist. K. Stanke      

Zu 6.

Geht kreative Kooperation der Experten?

Was methodisch oder überhaupt tun, um bei Kreativitätstechniken eine größere Einheitlichkeit oder eine gemeinsame Basis zu finden?

Eine Gedankenskizze von Klaus Stanke

Zusammenfassung

Es ist eine Anregung zu einer Diskussion, ob und wie Kreativitätstechniker von sich aus zu einer größeren Einheitlichkeit bei Kreativitätstechniken kommen können, ohne die Individualität des jeweiligeren Vorgehens zu beeinträchtigen.

Damit’s konkret wird, ist ein Weg dargestellt, der selbstverständlich nicht als Stein der Weisen gilt und korrigiert werden kann und soll.  Er lässt sich als quasi bekanntes Meta-Vorgehen für Innovationen beschreiben, was die Kreativitätstechniken (KT) einordnet und allen gängigen KT genügen kann, eine klar definierte Analysephase als Start hat und eine deutliche Verbesserung der Übersichtlichkeit, Nutzbarkeit und Nachvollziehbarkeit ermöglicht, sowie damit klar effektiver in der Anwendung und Lehre wäre.

Es ist extra keine neue KT! Es wäre aber die nötige Ordnung in der Vielfalt des Angebotenen. Schon das rechtfertigte den Aufwand dafür.

Der Autor bleibt trotzdem skeptisch, ob so etwas selbst mit einem längeren Weg umsetzbar wäre. Er teilt die zu pessimistische Auffassung zu solchen Vorhaben nicht, auch wenn sie real sein könnte. Er ist eben vom Prinzip optimistisch. Man / Frau muss es einfach versuchen, immer wieder bzw. überhaupt ansprechen … und Vernunft setzt sich langfristig durch, meist. Hoffe ich. Ein Blick nach China [Patente][China] könnte helfen, bevor der Rückstand viel zu groß wird.

Ausgangspunkt und Vorhaben

Bei der Kreativitätsförderung sind Fortschritte, besser – wenn auch leider z. Z. unwahr-scheinlich – Sprünge zu erreichen. Das ist aus vielen Gründen nötig. Das liegt nicht nur an Corona und der Inflation, oder der Aufrüstung und dem Kriegsgeschehen, sondern auch an der sich schleichend immer weniger der Kreativität zugewandten Öffentlichkeit und der praktischen Arbeit in Industrie, Bildung, Ausbildung und Forschung sowie der Politik.

Aber auch die Kreativitätstechniker selbst haben einen Anteil am Nachlassen der Kreativitätsförderung, denn sie bieten noch immer ein zu vielfältiges und damit auch zerstrittenes Bild der Möglichkeiten und lassen eine gemeinsame Linie und so den Druck zu mehr Anwendung und damit Innovationen vermissen. Das ‚Alleinseligmachende‘ der jeweiligen Kreativitätstechnik (KT) steht letztlich im Vordergrund. Ist ja vielleicht nicht unbedingt falsch, denn so vielfältig wie die Kreativität nun mal ist und die Wege zu ihr, kann es nicht nur einen Weg geben, aber vielleicht doch ein gewisses ‚systematisches Vorgehen‘ als allgemeine gemeinsame Leitlinie bei Innovationen.

Das schließt ja den Zufall in der Praxis nicht aus, der ohne jede ‚Leitlinie‘ Kreatives hervorbringt, aber der kann vom Prinzip sowieso nicht gestaltet werden, wie das Lotto zeigt. Wenn nicht nur auf den Zufall vertraut werden soll, bleibt wohl nur, sich ein gewisses systematische Vorgehen anzusehen, was es bieten könnte, um seitens der Kreativitäts-techniker etwas die Situation zu verbessern. Das nimmt wohl jede Kreativitätstechnik für sich in Anspruch, aber darüber hinaus für alle ein gemeinsames systematisches Vorgehen, scheitert an dem dominierenden ‚Eigeninteresse‘ der meisten jeweiligen KT.

Einem möglichen „gemeinsamen systematischen Vorgehen“ soll im weiterem nachge-gangen werden. Denn mit diesem scheinbar einfachen Anliegen würde ein nun Jahrzehnte gegangener Weg beendet, der zur Zersplitterung der insgesamt schwachen Kräfte der Kreativitätstechniken geführt hat, den jeweiligen Sonderwegen zu viel Potenz zuschreibt, ihn kaum variier- und optimierbar macht und letztlich dem Nutzer nicht das nötige und vorhandene Maximum bietet.

Dazu werden die über 50 Jahre Erfahrungen mit Erfolgen, aber auch vielen Wirrungen und alternativen Ansätzen seit dem breiten Einstieg der Systematischen Heuristik – damals ohne Vergleich Pionierarbeit bei der Kreativitätsförderung leistend – genutzt und ausgewertet, aber auch das aktuelle Geschehen der letzten Jahrzehnte mit gewürdigt.

Ein systematischer Weg?

Der Begriff „systematische Heuristik“ [SH 50] hat nicht zufällig dieses Attribut bekommen. Selbst wenn damals in Deutschland kaum andere Wege vorlagen, wurde der Anspruch erhoben und manifestiert. Kann ein systematischer Weg überhaupt helfen? Ich denke schon, weil er so u.a. beschreibbar, lehrbar und nachvollziehbar wird und unabhängig von der konkreten Ausgestaltung ein systematisches Vorgehen im Groben sichert.

Er kann die vielen real vorhandenen Ansätze vergleichbar machen und auf das nötige gemeinsame Minimum orientieren und zugleich unterstützen, z. B. einfacher auch auf ein anderes Detailverfahren bei Bedarf zu springen. Es spricht vieles dafür – statt als Alternative nur das „freien Spinnen“ oder ein ‚fest verdrahtetes Einzelverfahren‘ zu haben, welche aber dann und wann in einem systematischen Vorgehen auch ihren Platz finden könnten.

Wenn es eine Orientierung geben soll, wie man generell vorgehen könnte, kann es nicht die sein: es gibt keine Regelungen. Wenn aber doch, dann bitte systematisch mit genügend Spielraum, ohne Dogmen und nach dem Motto: so wenig wie möglich vorgeben und grundsätzlich nur empfehlen, mehr anregen als nötigen. Das wird damit zwar in den Aussagen allgemein bleiben, aber so können sich fast alle vorhandenen Anwendungen von Kreativitätstechniken wiederfinden. Die jeweilige nötige Untersetzung kann ja wieder genügend spezifisch sein.

Ein ‘Allewiederfinden‘ ist nötig, weil dann eine genügend breite Resonanz zu erzielen ist, die eine tatsächliche Umsetzung in der Breite erreicht und die scheinbare Zersplitterung der vielen Akteure überwindet und so eine grundsätzliche Glaubwürdigkeit und Nutzbarkeit einfach deutlich steigen kann. Mindestens probieren muss man es.

Aber auch die strikte Gegenseite eines „freien Spinnens“, das „strenge algorithmische Abarbeiten eines fixierten Ablaufes von Vorgaben“ kann beim nötigen systematischen Vorgehen nicht der generelle Weg sein, da er letztlich das aktive Wirksamwerden des eigenen Kopfes beschränken. Klar, auch solche Teilstrecken sind in einem systematischen Vorgehen nicht prinzipiell auszuschließen, aber nicht als durchgängiges Vorgehen, als eine geschlossene Methode.

Das „systematische Vorgehen“ kann also nur eine lockere Leitlinie für die entscheidenden Hauptschritte sein, die genügend Variationsbreite für quasi nahezu alle Vorgehensweisen und Methoden zulässt und nur die genannten Extreme als generellen Weg ausschließt.

Damit sollte klar sein, um was es nun geht.

Nachvollziehbarer Weg für eine kreativ zu lösende Situation?

Soll er begangen werden, müsste er mit einer ersten scheinbar einfachen Entscheidung beginnen:

Habe ich schon ein Problem vorliegen, was gelöst werden soll, oder wenigstens einen Verdacht auf ein solches?

Selbstverständlich kann dieses, mein Problem eventuell auch nur eine (simple oder komplexe) Aufgabe (Aufgabe = als Komplex, der mit bekannten Verfahren lösbar ist z.B. Differenzialgleichung; Wellenberechnung, …) sein; aber das wird sich beim Bearbeiten schnell auch zeigen.

  • Ja, dann kann und muss ich mit der Problemanalyse beginnen.
    • Nein, dann kann ich aufhören oder die „nur Aufgabe“ mit bekannten Verfahren lösen oder mir das ‚fehlende‘ Problem suchen in einem neuen eigenständigen Prozess.
    Letzteres und „ja“ fallen in die Phase, in der ich mich / mein Team sensibilisieren muss für den Auftrag / die Aufgabe, der/die es in der Regel nun ist.

Diese Sensibilisierungsstufe ist die erste entscheidende Etappe bei einer Problembearbeitung und für die Lösung fast immer entscheidend.

Nicht darunter fällt die Situation, es wird mit der „Ideensuche“ begonnen, ohne vorher zu klären, Ideen wofür und warum dafür. Es gibt Kreativitätstechniker, die überspringen diese wichtige Etappe der Problemanalyse und beginnen mit der Ideensuche, glaubend sie kennen das Problem schon. Andere widmen ihr große Teile ihrer Vorgaben an Vorschriften, Empfehlungen, Hinweisen, Anregungen und anderen methodischen Schritten (bis zur Personifizierung mit dem Problem).

Egal, wie diese Etappe untersetzt wird – außer sie wird weggelassen – führt sie bei gutem methodischem Vorgehen meist zum Erkennen des tatsächlichen Problems, des Problem-kerns, oft des vorliegenden Widerspruchs, wenn es ein anspruchsvoller Auftrag ist.

Damit ist diese Sensibilisierungsstufe eine erste Gemeinsamkeit der vielfältigen ernsthaften Kreativitätstechniken, die meist auch die Bedeutsamkeit der oft Analysephase benannten Sensibilisierungsstufe I betonen.

So eine breite Sensibilisierungsstufe finden wir z. B. bei der Systematischen Heuristik, bei TRIZ, bei Zobels Büchern und Lehre, beim Problemlösungsprozess, bei Begriffsnetzen, der Portfolio- und Zielbaumanalyse, bei Zwicky, bei WOIS, bei Sauer u.v.a.m, allerdings z. B. kaum beim Brainstorming (wenn es als selbstständige Methode und nicht als Analyseweg genutzt wird). Quellen siehe Literaturliste z.B. bei [www.problemlösendekreativität.de).

Aber es gilt auch: keine der verschiedenen KT ist so universell, dass sie als die Gemeinsame eingeordnet werden kann.

Eine Charakteristik dieser vielfältigen Analysewege jeweils soll hier eingespart werden.

Nur so viel dazu: hier ist eine gewisse Vielfalt nötig, es dürfen nicht zu wenige alternative Möglichkeiten geboten werden. Eine festgelegte Reihenfolge (Verdrahtung) von Fragekomplexen schränkt diese Analysephase auf einen Typ von Problemlagen unnötig ein; ein gewisses freies Spielen mit den Alternativen verlängert zwar formal, aber inhaltlich nicht, sondern erschießt die nötige Breite (unterschiedlicher Analysemethoden).

In [1, S. 198] wird beim „Denkanstoß 2“ dazu formuliert: „Leider werden Analysemethoden oft nicht in den Vordergrund gerückt. Dabei sind sie nicht nur beim Start relevant, sondern ¨sie sind auch das ”Zielsuchgerät“ und das ”Instrument“ für die Lösungskritik und -bewertung“. Sie werden durch angebliche Lösungs-KT (z.B. Ideenfindungsmethoden) gern „verdrängt“, sicher aus dem menschlichen Bedürfnis, schnell eine Lösung zu erreichen. Aber welche? Das erst klären doch die Analysemethoden!  …

Gerade zu den Analysemethoden gibt es zu viele Differenzen – ja es gibt Autoren, die Ideenförderung propagieren und keine Analysemethoden benennen oder demonstrieren. Aber ohne Analysemethoden ‚darf‘ gar keine Kreativitätstechnik propagiert werden. Sie sind nun einmal der notwendige Start für ein zielgerichtetes Arbeiten. Eigentlich logisch, aber ein notwendiger Hinweis, noch kein extra Denkanstoß“.

Gelingt die Sensibilisierungsstufe I, ist zum Auftrag / der Aufgabe nun deutlich mehr bekannt, eventuell sogar das Problem benannt. Notfalls wird (mehrstufig) fortgefahren.

Für die erste Sensibilisierungsstufe sind unverzichtbar „die verschiedenen modifizierten Analysemethoden (z.B. System-, Funktions-, Funktionswertfluss-, Struktur-, Defekt- und Problem-Analysen), Variationsprinzipien und Bewertungsmethoden und nicht zuletzt die Methode zum Präzisieren von Aufgabenstellungen.“ Leider werden – wie schon benannt – Analysemethoden oft nicht in den Vordergrundgerückt.

Sensibilisierungsstufe II zur Problemlösung (Aufgabenlösung)

Dann schon kommt oft die Lösungsstufe beginnend bei anspruchsvollen Aufträgen mit der Problemlösungsphase. Nicht selten z. T. mit einem schleichenden Übergang zu „Trail and error“ insbesondere, wenn die Problembestimmung noch nicht genügend vollkommen ist.

Hier bieten die verschiedenen Autoren vielfältige Ansätze an.

Wieder soll deren Charakteristik hier eingespart werden. Sie haben sicher alle einen nützlichen Kern. Aber wieder gilt hier, keine – auch nicht die Komplexen wie z B. TRIS – ist so universell, dass sie als das ‚gemeinsame systematische Vorgehen‘ gesetzt werden kann.

Die KT sind teils vage formuliert, teils streng algorithmisiert. Oft einen einzelnen Pfad nach gehend, aber auch eine parallele Vielfalt anbietend. Sie berücksichtigen auch z.T., dass trotz guter Analyse sich für das Problem aus der bisherigen Vorge-schichte kein eindeutiger Weg ergibt und z.B. die Analyse z.B. hierarchisch fortgesetzt werden muss.

Die KT dieser Sensibilisierungsstufe versuchen letztlich den Kopf des Problemlösers jetzt für eine Lösungsfindung so vorzubereiten (zu sensibilisieren), die nicht einfach trivial, sondern im besten Fall die Lösung eines handfesten Widerspruchs ist. Das geht nicht ohne Breite und viel Zeit (manchmal lange Zeit – Monate, ja Jahre) des Probierens von Lösungsansätzen.

Bei Zeitnot wird statt einer effizienten Widerspruchs-Lösung oft auch eine Kompromiss-lösung – Optimierung schönend benannt – gewählt, die aber nahezu immer unter den Möglichkeiten einer Widerspruchslösung bleibt, aber schneller auch zu Fortschritten führen kann.

Die Vielfalt der vorhandenen Methoden und Verfahren ist beachtlich. Hinzu kommt die Ausgestaltung der jeweiligen Methode.

Hierzu stellt kritisierend der Denkanstoß „2“ fest [1, S. 196]:“ Dieses Bestreben vieler Aus- und Weiterbildnern von KT aller Art, von Autoren und Anwendern usw., die Zahl, Detailliertheit, Komplexität und Spezifik der Methoden für die KT (”Einzel“-KT wie den morphologischen Kasten oder KT-Systeme wie TRIZ, die in sich viele solcher Methoden integriert) in vielfältiger Form fortschreitend zu erweitern, scheint der Hoffnung zu genügen, damit ‚doch den kreativen Schluss‘, letztlich das Generieren der kreativen Idee vorgeben zu können bzw. dies mit einer dieser immer spezieller werdenden Vorgaben letztlich doch zu erreichen.

Dem ist aber nicht so! Sicher ist, gute KT fuhren an die kreative Lösung heran bis zur kreativen Suchfrage und den geeigneten Suchraum für die Lösungsfindung, und sie bieten mitunter auch ”Kristallisationspunkte“ für die Lösungsidee. Sie unterstutzen das methodisch-systematische Vorgehen und das Finden des systematischen Weges. Das ist für effektives und kreatives Arbeiten immer relevant und zu unterstützen. Aber der unmittelbare Auslöser der kreativen, kompromiss-losen (wenn keine Optimierungsaufgabe zu lösen ist) Idee ist bei dieser Weganleitung nicht hinreichend oder generell nicht mit enthalten (…).

KT sind gute Hilfen, aber ersetzen nicht den kreativen Kopf, der die kreative Lösung generiert. Sie müssen anregen, nicht reglementieren, helfen und unterstützen, nicht ersetzen. Sie können damit das methodisch-systematische Vorgehen ermöglichen, statt des probierenden oder vorwiegend intuitiven Arbeitens.

Es ergibt sich die vielfach bestätigte Erfahrung: Je mehr Methoden es werden, oder je spezieller, komplexer und determinierter die KT-Systeme sind (wie es … zu beobachten ist), umso kleiner wird die Chance für ihre Anwendung durch den Nutzer und damit das Fördern der Kreativität der Nutzer, weil die immer komplexeren Anleitungen letztlich bremsen statt den Ideenfluss anzuregen. Oder geht man davon aus, dass originelle kreative Lösungen durch diese immer detaillierteren Vorgaben entstehen?

Dazu folgende Grunderfahrung der Innovationspraxis sowie der Aus- und Weiterbildung:

Für die Lösungsfindung reichen in der Regel ca. 6 bis 7 bewährte diskursive Methoden und einige Dialogmethoden. Dabei förderlich können ergänzend sein z.B. die Altschuller Prinzipien, systematische Übersichten zu naturgesetzlichen Effekten und Wirkpaarungen, Variationsprinzipien“ und wenige weitere ähnliche Empfehlungen.

Damit könnte das Problem derSensibilisierungsstufe zur Problemlösung (Aufgabenlösung) hinreichend charakterisiert sein.

Die Vielfalt an Methoden, Vorgehensweisen und Empfehlungen ist wesentlich größer als in der ersten Stufe. Viele dieser Vorgaben sind sehr komplex, z. T. nur mit Anleitung zu praktizieren oder aufwändig zu erlernen und oft grundlegend anders im Herangehen.

Eine Einschätzung ihrer jeweiligen Effizienz ist schwierig; sie behandeln ja stets originäre Situationen. Eine Auslese ist damit kaum zu begründen.

So erscheint es einfach als notwendig, sie alle für diese Stufe zu zulassen und nur den Rahmen der Stufe darum zu legen. Aus der Sicht dieses Rahmen sollte eine Anforderung an alle gestellt werden: eine Beschreibung vorweg, was die jeweilige Vorgabenfolge leisten soll und könnte für die Sensibilisierungsstufe und wodurch (anregende Fragestellung; Verfremdung, …).

Damit kann das hier allgemein zu Verzeichnende zur Sensibilisierungsstufe 2 abgeschlossen werden. Da aber dabei auch „Heiligtümer“ erfolgreicher Autoren mit angesprochen und einfach eingeordnet werden, im nötigen Anhang noch einige Worte (auch in Anlehnung an [SH 50]).

Vorher aber wenigstens kurz die weiteren Stufen skizziert, die in der Literatur zur Kreativität oft untergehen:

Die Sensibilisierungsstufe 2 kann im positiven Fall abgeschlossen werden mit einer ‚beschriebenen Problemlösung‘, die aber meist noch ihren Praxistest und vor allem ihre doch recht aufwändigen und langwierigen Umsetzungsphasen durchlaufen muss.

Diese werden z.B. im Fall einer Produkt- oder Systemlösung benannt

►       Systemrealisierung (3), in der

die detailliert gestaltete Lösung herstellungstechnisch, organisatorisch, … vorbereitet wird, die Realisierung erfolgt und wichtige Tests zur Funktionserfüllung und wirtschaftlichen Herstellbarkeit/ Machbarkeit fortgeführt werden, und

►       Systemeinführung (4), in der die

System- und Markteinführung sowie die erfolgreiche Erprobung/Inbetriebnahme beim Kunden, verbunden mit Optimierungsschritten, vollzogen werden. Die      

►       Systemnutzung (5), in der die Nutzung der Innovation erfolgt und der Service und

die Instandhaltung gesichert werden müssen.

►       Systembegleitung (6), die quasi parallel zur Prozess-Stufe 5 verläuft und in der

durch kritische Einsatzanalysen Erkenntnisse zu Problemen, Schwachstellen, Stärken, Chancen sowie Anstöße zur Weiterentwicklung der innovativen Systemlösung ermittelt werden sollen. Außerdem sollte spätestens in dieser Phase der fachliche und methodische Erkenntnisgewinn abgehoben und nachnutzbar aufbereitet sowie die Nachnutzbarkeit der Lösung verfolgt werden.

Daraus ergäben sich als Rahmen für Innovationen sechs unterschiedliche Stufen für die Gesamtlösung; wobei die ersten Beiden für Kreativitätstechniken den entscheidenden Schwerpunkt darstellen.

Bild 1. Innovationsprozess – KT in deren Schwerpunkten Sensibilisierungsstufe I und II

Nach diesem Modell eines „systematische Vorgehen“ genügt es damit für eine KT im Minimum die Stufe I explizit zu benennen und mit Analysemethoden auszugestalten, bevor mit klarem Erkenntnisgewinn die Stufe II mit den jeweiligen KT zum Einsatz kommt.

Klaus Stanke

Anhang

Ohne Analysephase (Sensibilisierungsstufe I) keine KT beginnen!

Für die Phase des Problemlösen gibt es viele gute Kreativitätstechniken, die mehr oder weniger einfühlsam beschrieben werden. Einige beginnen z. B. beim Brainstorming, in dem Glauben so einen (Zufalls-)Treffer zu landen. Selbstverständlich hilft diese Schrittfolge auch beim Sensibilisieren bzw. kann helfen, wenn denn das Ziel wirklich klar ist. Die Praxis sagt aber: nahezu jede F/E- Aufgabe ist ‚vergiftet‘, enthält also unzutreffende oder gar falsche Vorgaben, die leider erst in einer Analysephase klar werden oder noch schlimmer, nach der Lösung beim Praxistest. Also das scheinbare Tempo, gleich die Lösung zu suchen, ist für echte Problemlösungen einfach falsch. Das kann durch ein ‚gewisses systematisches Vorgehen‘ verhindert werden, wenn dieses schlicht allgemeingültig wird: also immer erst die Aufgabenstellung präzisieren.

Die Breite der Sensibilisierungsstufe II

Ein gutes Beispiel für die Sensibilisierungsstufe II ist ein Bild von Zobel [Zobel], was

skizzenhaft die Breite und Vielfalt eines Vorgehens darstellt.

Hier werden mehrere Lösungswege parallel als aufrufbar vorgestellt, nach der Analyse des vorliegenden Auftrages.

Wie die Methoden, Vorgehensweisen, … trainieren?

Dazu schreibent [50aSH, S. 199]: „Die wirksamsten Kreativität fördernden Methoden und Mittel der KT fundiert zu erkennen, praktikabel aufzubereiten und [wie] bis zur Verinnerlichung beim Nutzer zu trainieren, das wäre [mit] einer [lohnenden] kollektive Initiative (zu klären).

Wenn die angewandten Methoden fachgerecht und systematisch das Problem zuspitzen und die methodisch-systemwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweise fördern, ist für die Lösungsfindung vieles erreicht. Mehr kann eine bloße Wegleitung, was die jeweilige Methode letztlich ist, nicht sinnvoll bieten. … also an die kreative Lösung methodisch heranzuführen, sie nicht ”bereitstellen“. … Wenn das Prinzip von KT verstanden und verinnerlicht ist, reicht eine kleinere Anzahl von KT für den Nutzer völlig aus, ihn zu kreativen Lösungen anzuregen und ihm einen methodisch- systematischen Weg zu weisen. Daraus ergibt sich für die Aus- und Weiterbildung der Schluss, nicht Aufweitung, sondern wenige KT vermitteln, aber dafür sie an realen Themen in den Problemlösungsprozessen erleben und trainieren.

D.h. weniger, das aber beherrscht, ist mehr als die Darstellung einer Menge möglicher Wegleitungen. Je komplexer diese werden, umso unhandlicher und die Kreativität einengender werden sie, ohne tatsächlich besser zu werden.

Dieser Schluss ist so wichtig, dass er eine lohnende Initiative der vielen unterschiedlichen Anbieter von Methodensystemen sowie der Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen auslösen sollte, die wirksamsten, kreativitätsfördernden Methoden und Mittel der KT (so wenig wie möglich, so viel wie nötig) fundiert zu erkennen und für die große Breite praktikabel nutzbar aufzubereiten (einfach, transparent, gut handhabbar, gut lehr- und lernbar).

Für dieses Angebot ist dann zur Verinnerlichung beim Nutzer ein geeignetes, breitenwirk-sames Trainingskonzept zu entwickeln und umzusetzen. Daraus ergibt sich für die Aus- und Weiterbildung … als Forderung: nicht Aufweitung, sondern wenige KT zu vermitteln, dafür an realen Themen und Problemlösungsprozessen zu trainieren und so den tatsächlichen kreativen Prozess zu erleben. Das sollte … den Übenden deutlich gemacht werden, dass die Quantität nicht entscheidend ist, sondern der Umgang mit den sicher beherrschten Methoden.“

Wie kommt es zum kreativen Einfall? (nach [50aSH, S. 200 f])

Der Computer hat bei kreativen Prozessen einen wichtigen Platz. Aber ob er den kreativen Kopf des Menschen partiell ersetzen kann oder auf andere Art der kreativen Einfall simuliert werden könnte? – dazu folgende Überlegung:

Ausgangspunkt ist das eingängige Modell der Tätigkeit des Gehirns von Kahneman [Ka], wenn es zutreffend ist.

 „…die verschiedenen Vorgehensweisen und Methoden [sind] mehr oder weniger nahe zum kreativen Leisten, ohne es – selbst mit den erfolgreichsten – zu determinieren oder wenigstens nachvollziehbar dokumentieren zu können, obwohl seit über 2000 Jahren Anstrengungen in dieser Richtung verlaufen.

Offensichtlich sind u.a. die Originalität und Spezifik echt kreativer Ergebnisse außergewöhnlicher Kreativität – um die geht es hier und zwar auf dem Gebiet von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft, weniger um künstlerische Kreativität oder gar um Alltagskreativität – auch die Gründe, dass diese zu einmaligen Ergebnissen hohen Niveaus führenden Vorgänge konkret nicht beobachtbar und damit nicht nachvollziehbar beschreibbar sind. Das verhindert wohl die nachvollziehbare Erfassung dieses Schrittes grundsätzlich. Der ”kreative Schluss“ ist offensichtlich selbst dem jeweiligen Kreativitäts-Autor oder Erfinder in einer Mischung von ”Funktionieren des Wechselspiels von System 1 und 2“ nach Kahneman [27] nicht genügend zugänglich, um ihn gut erfassen zu können.

Das Zusammenwirken dieser Systeme erklärt evtl. dieses Phänomen.“ …. System 1 (das schnelle Denken) hat die angeborene Fähigkeit . . . unsere Umwelt wahrzunehmen, auf Gefahren schnell zu reagieren, Verluste zu vermeiden, … unsere Aufmerksamkeit durch Aktivierung von System 2 (das langsame Denken) zu wecken – und auch durch langes Üben automatisierte Routinen auszubilden. Es kann Assoziationen zwischen Vorstellungen bilden, kann lesen und Nuancen sozialer Situationen verstehen.

Das Wissen ist im Gedächtnis gespeichert und wird ohne Intension und ohne Anstrengung abgerufen.

Das System 1 arbeitet automatisch, ohne uns bewusst zu sein. Das unwillkürliche System 1 … erzeugt erstaunlich komplexe Muster von Vorstellungen, aber nur das langsamere System 2 kann in einer geordneten Folge von Schritten Gedanken konstruieren … System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und „ohne willentliche Anstrengung“ … System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten, … darunter auch komplexe Berechnungen …

Wenn wir an uns selbst denken, identifizieren wir uns mit System 2, dem bewussten, logisch denkenden Selbst, das Überzeugungen hat, Entscheidungen trifft und sein Denken und Handeln bewusst kontrolliert. [Ka, S. 33]

System 2 kann die Kontrolle übernehmen, indem es ungezügelte Impulse und Assoziationen von System 1 verwirft oder hervorhebt (als bedeutsam erkennt!). System 2 erfordert Aufmerksamkeit für seine Aktivität. Ist die gestört oder ist es überlastet, entstehen Fehler … Die intensive Konzentration auf eine Aufgabe kann Menschen blind für Stimuli machen, die normalerweise die Aufmerksamkeit erregen.“ (ebenda, S. 36). System 1 und 2 sind immer aktiv; System 2 normalerweise im Modus geringer Anstrengung mit nur einer Teilkapazität.

System 1 liefert Vorschläge für System 2, Muster, Eindrücke, Intensionen, Absichten und Gefühle.

Unterstützt System 2 diese Eindrücke und Intensionen, werden sie zu Überzeugungen und willentlich gesteuerten Handlungen. System 2 kann logisch denken und so Vorschläge von System 1 überprüfen, was es aber nicht immer tut (”ist faul“, ebenda, S. 61), sondern der intuitiven Aussage von System 1 ”vertraut“. Normal akzeptiert System 2 alle Vorschläge von System 1. Gerät System 1 in Schwierigkeiten, fordert es von System 2 eine genauere Verarbeitung an, die das Problem möglicherweise lösen könnte. System 2 wird auch mobilisiert, wenn es gegen das Weltmodell von System 1 verstößt (ebenda, S. 38), wenn es z.B. ” hüpfende Lampen“ sieht.

Überraschung aktiviert Aufmerksamkeit und damit System 2. Dieses ist auch für die ständige Überwachung des Verhaltens zuständig, also, dass man höflich bleibt, auch wenn man Wut hat. …der größte Teil dessen, was Sie (Ihr System 2) denken und tun, geht aus System 1 hervor, aber System 2 übernimmt, sobald es schwierig wird, und es hat normalerweise das letzte Wort.

Die Arbeitsteilung zwischen System 1 und System 2 ist höchst effizient: Sie minimiert den Aufwand und optimiert die Leistung. Diese Reglung funktioniert meistens gut, weil System 1 im Allgemeinen höchst zuverlässig arbeitet: seine Modelle vertrauter Situationen sind richtig, seine kurzfristigen Vorhersagen sind in der Regel ebenfalls zutreffend, und seine anfänglichen Reaktionen auf Herausforderungen sind prompt und im Allgemeinen angemessen. Die Leistungsfähigkeit von System 1 wird jedoch durch kognitive Verzerrungen beeinträchtigt, systematische Fehler, für die es unter spezifischen Umständen in hohem Maße anfällig ist. (ebenda, S. 38) So unterliegt es Täuschungen, Illusionen, dem Einfluss von Priming, der Wiederholung u. a.

System 1 verfügt über die nicht willentlich herbeigeführte Assoziationsmaschine, die die zu einem Kontext bei uns im Gedächtnis vorhandenen Vorstellungen aufruft, von denen uns dabei nur ein Bruchteil bewusst wird, der aber zu dem Kontext potentielle Antworten bereitstellen kann.

Damit kann geschlussfolgert werden, die zur Auswahl für System 2 stehenden ”Muster“ sind unwillkürlich entstanden. Nur System 2 ist uns willentlich zugänglich. System 1 arbeitet automatisch, kann nicht abgeschaltet werden und ist unwahrscheinlich schnell. Z.B.: Sie öffnen die Augen und das 2-D-Bild Ihres Augenhintergrundes wird vom System 1 sofort in ein 3-D-Bild des betrachteten Raumes umgewandelt, wo jedes Objekt seinen Platz mit allen Raumbeziehungen hat (vor-, über-, neben-, nacheinander, …), ¨ jedes zugleich als bekanntes oder unbekanntes Objekt konkret identifiziert und noch eine Einschätzung der Raumsituation (normal, verschmutzt) mit Handlungsempfehlung (”alles ok“) gegeben wird. Das ist „das, was wir normalerweise Sehen und intuitives Denken nennen.“ (ebenda, S. 31).

Es kann wieder geschlussfolgert werden: Während das System 1 rasend schnell viele Muster entwirft, auch unsinnige bis evtl. kreative, muss das System 2 die Beurteilung dazu übernehmen und mit seinem Mittels auswählen und so erkennen, was als Kreatives durchgehen könnte.

… der Bezug zu Kreativitätstechniken, die sowohl System 1 (Anregung für Musterentwurf, …) als auch 2 (Mittel zur Auswahl geeigneter Muster z.B. durch Präzisierung der Anforderungen an eine Aufgabenstellung, u. a.) unterstützen können. …

Dieses Zusammenwirken ist offensichtlich für den Menschen sehr vorteilhaft, aber für die Aufklärung des kreativen Schlusses, das Erfassen des kreativen Kerns ein bedeutendes Hindernis, an dem sich auch die Digitalisierung die Zähne/Bits ausbeißen wird, wenn – wie oben erläutert – gilt: ” System 1 liefert Vorschläge für System 2, Eindrucke, Intensionen, Absichten und Gefühle. Unterstützt System 2 diese Eindrücke und Intensionen, werden sie zu Überzeugungen.“

Danach wäre die Quelle einer kreativen Idee im schnellen System 1 angesiedelt, das uns willentlich nicht zugänglich ist, und sie braucht zum Erkennen das Zusammenspiel mit System 2. Daraus ließe sich der Schluss ziehen, für den Computer ist ein anderes Vorgehen nötig als eine Simulation des in unserem Kopf ablaufenden kreativen Prozesses. Ein weiterer Schluss: ein tatsächlich integriertes Zusammenwirken erscheint unwahrscheinlich. Also, wenn wir keine Change sehen, diesen (unbewussten) Vorgang im System 1 zu beschreiben, zu erfassen und den Vorgang im System 2 bisher im entscheidenden Detail (Das Verstehen, Erkennen der kreativen Idee aus der Fülle der angebotenen) nicht konkret bestimmen können, sind die Hoffnungen, sie technisch [oder anders] nachvollziehen zu können, sehr gering. …

Trotz dieser Unbestimmtheiten spricht das nicht gegen die methodisch-systemwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweise, aber gegen ein generell intuitives Vorgehen. Der Ansatz der Idee entsteht zwar intuitiv im System 1, nachdem auf dem entscheidenden methodisch-systematischen Weg das Feld für die Ideenproduktion von System 1 aufgespannt und das System 2 empfänglich ”gemacht“ wurde. Entscheidend ist, dass dieser Ansatz der Idee durch das System 2 als tragfähig erkannt wird, um ihn dann mittels der logischen Operationen (z.B. systematisches Prüfen der Vorgaben, …) bewusst zur Idee zu machen. [Nötig ist] … mehr Kapazität – oder überhaupt welche – um das „Manövrieren“, das flexible, schöpferische Arbeiten mit Methoden und ihre ”Verinnerlichung“ besser aufzuklären.

… da die tatsächlich entscheidenden Vorgänge als unbewusste Vorgänge für eine kreative Lösung nicht beobachtbar und beschreibbar sind. Also sollten auch keine Anstrengungen unternommen werden, durch zu viel vorgegebene, aber letztlich mit Pseudo-Wirkung versehene Vorschriften, Regelungen und Komplexität – statt Unterstützung und Anregung – Reglementierung zu produzieren.“

Verinnerlichen oder „Manövrieren“ beim Anwenden der Methoden, Vorgehensweisen, …! (nach [50aSH, S. 206])

„Aus den bisherigen Ausführungen lässt sich ein weiterer Denkanstoß für Vermittlung und Anwendung von KT ziehen: Die entscheidende Anregung kommt offensichtlich aus dem unbewussten System 1, die das System 2 verstehen muss. Da KT durch Klärung der Problemlage den Bezugsraum deutlich ”zuspitzen“ können, helfen sie samt methodisch-systemwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweise sicher dem System 1 beim Produzieren von Vorschlägen, was aber willentlich nicht erreicht werden kann. Da kann eine zufällige ”blaue Tafel“ genauso anregend sein! Daher sollte eine Programmvorschrift nur den Bezugsraum klarer fassen und nicht versuchen, z.B. die intuitiven Vorschläge selbst vorzugeben. Schon die mögliche Vielfalt wurde einen Text ungeheuer erweitern, was im konkreten Fall trotzdem völlig abwegig sein kann und mehr hindert als nutzt.

Für das Produzieren von Vorschlägen und deren Verstehen kann aber das vorn benannte Handling und Manövrieren bei der Anwendung von KT wahrscheinlich recht anregende Bedeutung haben, z.B., um den Bezugsraum zu wechseln, neu zu begrenzen und anderes mehr. Analog ist das ”Verinnerlichen“ des Methodeninhaltes … zu verstehen.

Um dieses Manövrieren wenigstens im Ansatz zu begreifen, sollte z.B. im Training von KT an realen, allen – auch den Trainern – noch unbekannten Aufgabenstellungen (Lösungen) geübt werden, also nicht nur an ” fertigen“ Beispielen. Bei realen Aufgabenstellungen können solche Situationen entstehen, die das Manövrieren realisieren und folglich lernend beobachtet werden können. Daraus ergibt sich … bezüglich Aus- und ¨ Weiterbildung: geübt werden soll an Aufgabenstellungen, deren Lösung noch unbekannt ist. Das dauert sicher länger als ein fertiges ”Retorten“-Beispiel, gibt aber erst die konkrete reale Anwendung von KT wieder und kann das ”tiefere Verstehen“ von KT ermöglichen, wenn das der Trainer bringt. Selbstverständlich können auch ”Retorten“-Beispiele zur Demonstration nützlich sein.

Dieses Verinnerlichen bzw. Manövrieren ist quasi die hohe Schule der Anwendung von KT und hat einen wirksamen Bezug zum und beim Finden der kreativen Idee – so wenigstens unsere langjährigen Beobachtungen. Es sollte daher eine Förderung dieser Fähigkeiten angestrebt werden. Dem kommt entgegen, dass diese beiden Begriffe eigentlich nur Ausdruck für zwei Seiten derselben Medaille sind: Das Verinnerlichen benennt einen Weg zum Erarbeiten dieser Fähigkeit, das Manövrieren deren Nutzung im jeweiligen Fall. Natürlich hat jeder Begabte auch ¨einen eigenen Vorrat an Manövrierverfahren, aber die Häufigkeit kreativer Lösung zeigt, dass das durchaus gesteigert werden sollte.“

Genialität und methodisch-systematisches Arbeiten

„Auch genial erscheinende Ideen erfordern zu ihrer Verifizierung methodisch-systematisches Arbeiten und weiterhin viel Kreativität [z.B. in den weiteren Stufen des Innovationsprozesses]. Die generierten Ideen zur Lösung des Widerspruchs oder des Problems erfordern neben Fachwissen für die weitere Bearbeitung ein geniales, vorausschauendes Denken, Vorstellungskraft, Gedankenexperimente usw., um zu erkennen, ob die Idee in ihrer Wirkung im Gesamtsystem nachhaltig, attraktiv, machbar und letztendlich wirtschaftlich interessant sein könnte.

Dieser Schritt, bei dem neue Hindernisse und Herausforderungen sichtbar werden können, erfordert eine äußert optimistische, progressive und mutige Haltung. Im Bearbeiterteam entstehende Konflikte erfordern zur Aufrechterhaltung einer kreativen methodisch-systemwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweise in diesem Spannungsfeld ein gutes, fachlich bezogenes Konfliktmanagement. Das Team benötigt dafür ein hohes Maß an sozialer Kreativität. Auch in dieser Phase kann ein Moderator hierzu einen wirksamen Beitrag leisten. …

Die Effektivitäts- und Kreativitätssteigerung erfordert die ganzheitliche Anwendung der KT und der methodisch-systemwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweise im gesamten Innovationsprozess. Das gilt einerseits für den Problemlösungsprozess von der Problemerkennung bis zum Erkennen der Erfolg versprechenden innovativen Problemlösung und andererseits von der innovativen Lösung über den technischen Entwurf, die Verifikation der Lösung, die Herstellung, Erprobung bis hin zur Anwendung beim Nutzer und zu einem geeigneten Recyclingkonzept.

In dieser Prozesskette ist die radikale Widerspruchslösung ein kleines, aber wichtiges Glied, das jedoch erst durch die Folgeprozesse zur Geltung kommen kann.

Die kreative Lösungsfindung kann in mehreren Richtungen notwendig sein: Die kreative Lösungsfindung ist nicht nur für den ¨Übergang von der ¨geforderten Funktion zu einer kreativen Lösungsidee für die Funktionserfüllung und innovative Systemstrukturen notwendig und wichtig, sondern auch umgekehrt für das Suchen von kreativen Anwendungsfeldern und -möglichkeiten für bekannte Prinzipien, naturwissenschaftliche Effekte, Wirkpaarungen relevant. Auch für diesen Fall der innovativen Lösungsfindung werden Kreativität, vorausschauendes Denken und diskursive Methoden (z.B. die Feldforschungsmethode), Intuition und Analysetätigkeit benötigt.

Durch eine einseitige Orientierung der KT nur auf das Finden der radikalen Widerspruchslösung werden bedeutende Chancen für die Anwendung der KT für die Anwendungsforschung und das Finden von innovativen Problemsachverhalten und Aufgabenstellungen nicht oder nicht hinreichend genutzt“.

Literatur: Kreativitätsliteratur: Siehe Internet oder www.problemlösendereativität.de/Literatur

[China] TRIZCON 2017, 3. – 5. Oktober im Caesars Hotel and Casino in Atlantic City, NJ, USA.

TRIZ, Die Entwicklung und Verbreitung In Branchen in China – Runhua Tan Nationales Technisches Forschungszentrum für technologische Innovation Methode und Werkzeug Hebei Technische Universität, Tianjin, China.

[Ka] Rezension (12/2015) in www.problemlösendekreativität.de/Rezensionen : Kahneman, D.: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedlerverlag München 2012

[SH50] Stanke, Klaus; Koch, Peter: 50 Jahre Systematische Heuristik. Rohrbacher Manuskripte Heft 23. LIFIS Berlin 2021

[Zobel] Zobel, Dietmar: TRIZ aus der Sicht eines aktiven Erfinders und erfindungsmethodisch interessierten Industriechemikers – Modifikationen/Ergänzungen für den Praxisgebrauch Leibniz-Institut für Interdisziplinäre Studien Berlin. Tagung 24./25. November 2016

Ergänzung Dez. 2023: Vorstehendes bleibt inhaltlich real, aber es gibt kaum eine Chance, geschweige eine Organisation, die die vielen Kreativitätsexperten zusammen bringen, erst recht sie nicht zu einer gemeinsamen Strategie vereinen könnte, denke ich . So ist die Aussage unter „Möglichleiten und Grenzen von KT“ ein feiner Ausweg: so bedeutend ist die jeweilige KT nicht, dass zu viel Mühe in die jeweilige Verbesserung gesteckt werden muss, sie leistet doch auch einige % und auch die Besten haben oft zu viel Aufwand und deren Effektivitäts-steigedrung ist auch begrenzt. Keine feine Aussage, aber real leider. Positiv ist daran: lasst uns alle ANWENDEN; und dann sehen ob es bessere gibt.